Durchs Tiroler Gebirge

23. Dezember 2021

2021 bin ich – für meine Verhältnisse – nicht viel in die Berge gekommen, und das lag nicht nur an der Pandemie, sondern auch an anderen Problemen und Sorgen.

Darum habe ich mich von meinen Sorgen abgelenkt und mich beschäftigt, indem ich eine andere Art von Bergprojekt angegangen bin. Frank Smythe (1900-1949) war ein britischer Bergsteiger und Autor, der zumindest in seiner Zeit sehr berühmt war. Anfang des Jahres habe ich sein Buch Over Tyrolese Hills aus dem Jahr 1936 gelesen und fand es absolut faszinierend. Und da hatte ich diese Idee: Frank Smythe ist tragischerweise 1949 noch sehr jung an einer Kombination aus Lebensmittelvergiftung und Malaria gestorben. Das heißt aber auch: Das Urheberrecht an seinen Werken ist 2019 erloschen. Also habe ich mich daran gemacht, Over Tyrolese Hills ins Deutsche zu übersetzen.

In dem Buch beschreibt er, wie er mit seinem kanadischen Begleiter im Sommer 1935 Tirol durchquert hat — von der Silvretta bis zu den Hohen Tauern, immer darum bemüht, den schwierigsten gangbaren Weg zu finden. Denn eigentlich waren die Ostalpen bergsteigerisch unter seinem Niveau, aber seine Liebe zu Österreich und speziell den Tirolern glich dieses Manko für ihn aus. Diese Reise fand zu einer Zeit statt, in der die massentouristische Erschließung der Tiroler Alpen gerade begonnen hatte, durch die Tausend-Mark-Sperre aber jäh unterbrochen wurde. Seine Prognosen, wie es damit weitergehen würde, sind teilweise geradezu prophetisch, auch wenn er in den Details manchmal danebenlag. (Er sieht beispielsweise keinerlei Potenzial für Samnaun als Wintersportort.) Vor allem ist er ein Genießer der damals noch wirklich unberührten Teile der Landschaft.

Jedenfalls: Over Tyrolese Hills gibt es jetzt unter seinem neuen deutschen Titel Durchs Tiroler Gebirge überall dort, wo es e-Books gibt, z. B. hier:
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Vielleicht findet es ja der eine oder die andere genauso interessant wie ich.

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Mein Bergjahr 2020: Teil 3

30. März 2021

Was bisher geschah.

Der August begann für mich mit einer offenbar ungewöhnlichen Kombination im Kaisergebirge: von der Griesner Alm zum Feldberg, hinunter zum Kohllanersattel und über die Feldalm zum Stripsenjoch. Eigentlich eine schöne Tour, wenn nicht das Wetter nach vielversprechendem Beginn die ganze Zeit mit wesentlicher Verschlechterung gedroht hätte. Und die kuhtrittige Matsche im Abstieg zur Feldalm war auch eher gewöhnungsbedürftig… Ebenfalls etwas stressig (obwohl diesmal bei Top-Wetter) erwies sich eine Nachmittagstour zur Hochsalwand über die Rampoldplatte, da sie sich dann doch mehr und mehr zur Sonnenuntergangstour entwickelte. Und dann kam, das muss man so sagen, mein Highlight des Jahres: der Tristner. Der steht da so dominant im Zillertal herum, und ich hatte ihn schon lange im Blick, mich aber angesichts der 1600 Höhenmeter rauf und wieder runter bisher nie getraut. Diesmal fühlte ich mich fit genug und habe ich es gewagt. Bei bestem Wetter, so dass ich den Rucksack leicht packen konnte, und mit dem Trick, zweimal Wasserflaschen unterwegs zu deponieren, um ihn noch leichter zu machen. Ich war sehr stolz auf mich, als ich oben war, obwohl ich – trotz frühen Aufstehens – der letzte am dem Tag war. Die paar anderen Besteiger kamen mir schon alle entgegen. Ich kann’s nur empfehlen: anspruchsvoll, aber eigentlich für jeden erfahrenen Alpenwanderer machbar; abwechslungsreich; einsam; und das Panorama… wow. – Nun gut, jetzt war am nächsten Tag dummerweise auch schönes Wetter, und da bin ich dann noch über den Steilner Grat zum Großen Traithen raufgegangen, was in Summe dann doch ein bisschen viel für das Wochenende war. Aber hey, machmal muss die Produktivität am Montag einfach mal kurz leiden… Das Wochenende drauf war samstags leicht verregnet, was aber noch für eine Runde auf den Laber (Schartenkopf rauf, Soilealm runter) gereicht hat. Sonntags war es dann wieder besser, und man könnte ja nochmal ins Zillertal fahren… um über Geisel-, Nafing- und Nurpensjoch zum Rastkogel aufzusteigen. Das stellte sich als einer von diesen Tagen heraus, wo man ziemlich allein ist – bis auf einen 10-Minuten-Umkreis um den Gipfel herum, in dem Kirmes ist. Wo kamen die bloß alle her? Der Abstieg über den Lämmerbichl war dann auch wieder sehr ruhig. Es folgte mein zweiter Besuch am Seekarkreuz im selben Jahr – diesmal als Sonnenuntergangstour, wofür sich der Berg als sehr geeignet herausstellte, aber auch als schweißtreibendste Tour aller Zeiten. Oder zumindest seit dem Großen Traithen. Als nächstes ging es von der Ackernalm zum Hinteren Sonnwendjoch, leider wieder bei sich verschlechterndem (vernebelnden) Wetter, aber immerhin in einer für mich neuen Variante über die Wildenkaralm. Der August endete mit einer großen grenzüberschreitenden Runde zur Brunnensteinspitze von Scharnitz aus. Wobei mein Rastplatz die Rotwandlspitze war, die weitgehend unbeachtet blieb, während es an der Brunnensteinspitze (50 Meter weiter vorne) doch eng wurde.

Mein Berg-September bestand leider nur aus einer einzigen Tour, bevor der Bergsommer für mich aus persönlichen Gründen abrupt endete. Aber es war zumindest eine gute! In fast kompletter Bergeinsamkeit ging es durch den wunderschönen Frommgrund zur Pallspitze und über die Jagglfeldalm zurück. Und wenn ihr LeserInnen jetzt denkt: „Was? Wo?“, dann holt mal die Karte raus. Es lohnt sich wirklich.

Es war dann doch schon November, als ich dann doch noch ein paar Gelegenheiten hatte, in die Berge zu gehen. Mehr noch als der Rest des Jahres war der November der Monat der drolligen Wege-Kombinationen. Er begann mit einer relativ normalen Besteigung der Hochplatte in den Ammergauer Alpen aus dem Roggental, die ich dann aber immerhin mit einer Überschreitung und einem kurzen, etwas wilden Gegenanstieg zum Weitalpspitz verbunden habe. Direkt am nächsten Tag ging es dann an eine Überschreitung der Maroldschneid. Ja, dazu muss man erst weglos eine ziemlich steile Wiese rauf. Und ja, da ist ein durchgängiger Pfad, aber da sind auch Latschen, und man muss ständig hoffen, dass das, was man für den Pfad hält, auch wirklich der Pfad ist und nicht irgendeine beliebige Latschengasse. Und ja, der Weg vom Auerspitz zurück zieht sich. War trotzdem cool. Dann der Lerchkogel. Die weiten, flachen Lerchkogelalmen sieht man ja von weitem von vielen Stellen in den Bayerischen Voralpen aus, und ich wollte da immer schon hin. Aber der Zuweg von Fall aus ist ohne Mountainbike echt verdammt lang. Aber wisst ihr was, er war es wert – das war eine sehr schöne, herbstmorgendlich-kühle Wanderung mit Tirol-Berührung (das zu dem Zeitpunkt ansonsten aus Covid-Gründen „verboten“ war). Zum Seekarkreuz habe ich es danach nicht ein drittes Mal geschafft, aber der Grasleitenkopf gegenüber war für eine kleinere Runde auch ein nettes Ziel. Das letzte größere Abenteuer war dann die Überschreitung des Kienjochs von Graswang (sehr merkwürdiges Dorf!) aus – über die Kuhalm rauf, und zwar über den gegenüber dem Steig höher gelegenen Fahrweg, um schon bald etwas Sonne abzubekommen. Und über den Kieneckspitz wieder runter, wo ich es noch kurz vor Schluss geschafft habe, mir die Kopfhaut an der Unterseite eines umgestürzten Baumes aufzuschaben. Helm tragen beim Wandern? Hmm… Der Herbst endete dann mit einer sehr traditionellen Runde vom Tortal über die Torscharte ins Rohntal. Zum ersten Mal habe ich diesmal verstanden, wo der Torkopf eigentlich ist. Aber auch wenn viele andere dort hochkrabbelten – mein Enthusiasmus hielt sich in Grenzen.

Das Bergjahr als Ganzes endete dann im Dezember kurz vor Weihnachten mit einer kurzen Sonnenaufgangs-Wanderung über den Blomberg zum Zwiesel. Also, die Wanderung ging kurz vor Sonnenaufgang los. Ich war nicht zum Sonnenaufgang oben. Das ganz frühe Aufstehen muss ich dann doch nochmal üben.

 


Mein Bergjahr 2020: Teil 2

19. März 2021

Was bisher geschah.

Gut zwei Wochen nach meinem Schlechtes-Gewissen-Ausflug zum Rechelkopf machte ich mich dann im Mai frühmorgens zögerlich von Wegscheid auf zum Brauneck (die Bahn war natürlich noch geschlossen) und über den Grat immerhin bis zum Latschenkopf. Es dauerte danach allerdings noch einmal zwei Wochen, bevor die Sommersaison für mich richtig begann – und zwar mit einer Tour zum Seekarkreuz und weiter zum Brandkopf. Zum Ochsenkopf, auf dem ich noch nie war, habe ich es allerdings wieder nicht geschafft – der Aufstieg zum Spitzkamp war mir ohne Stöcke an dem Tag zu rutschig. Ab jetzt war ich oft auf der Suche nach neuen Wegstrecken zu bekannten Zielen; beispielsweise ging es zum Wendelstein über den Schweinsberg. Selten habe ich den Wendelstein so leer erlebt; trotzdem wurde mir spätestens hier am Gipfelaufstieg klar, dass das mit den anderthalb Metern Abstand am Berg nicht durchzuhalten sein würde. Die Woche drauf ging es, erneut am frühen Morgen, auf dem klassischen Weg über die Geitauer Alm hinauf zum Aiplspitz, dann aber über den nicht beschilderten Steig zu Krottenthaler Alm und über den – seufz – langen Fahrweg zurück. Der Monat endete nur zwei Tage später mit einem noch längeren Fahrweg: Nachdem ich bereits einmal mit dem Versuch gescheitert war, die Hohe Kisten über wilde Wege zu besteigen, ging ich klassisch durchs Pustertal hinauf – und machte dann beim Abstieg den zwar hübschen, aber doch arg langen Schlenker durchs Kesseltal.

Auch im Juni ging es zunächst auf deutscher Seite weiter: vom Pflegersee oberhalb von Garmisch startete eine Sechs-Gipfel-Runde (höchster Punkt: der Vordere Felderkopf) in einem Gebiet, das ich tatsächlich noch gar nicht kannte. Es war eine wunderbare, ziemlich einsame Tour mit ein wenig Wegsuche in Abstieg zur Enningalm… wo man dann mit in Mountain Bike Central stand. Aber der weg durch den Sulzgraben war dann wieder recht still. Bekannter war mir hingegen der Hochgern, aber auch hier fand ich einen ungewöhnlichen Weg: über die Jochberg- und Grundbachalmen. Bei letzterer wurde ich mit der Live-Darbietung eines Murmeltier-Revierkampfs belohnt! Als nächstes ging es zum Wildalpjoch, wiederum nicht gerade im Direktaufstieg: von der Sudelfeldstraße ging ich zunächst zur idyllischen Arzmoosalm und weiter zur Mitteralm an der Wendelsteinbahn, dann die wild wirkende Piste hinauf zur Soinhütte. An einem ständig mit Regen drohenden Samstag ging es von Fleck hinauf zur Hochalm, so dass ich jetzt alle vier Zustiege zur Hochalm abgehakt habe. Den wilden Weg weiter zum Gerstenrieder Kopf hingegen konnte ich nicht auf Anhieb finden und bin dann angesichts von Wetterleuchten hinterm Juifen doch lieber umgekehrt. Am Tag darauf war das Wetter weitaus besser, und zum ersten Mal in der Saison konnte ich die Grenze nach Tirol überqueren. Weil ich noch etwas von der Alpenrosenblüte in den Tuxer Alpen mitbekommen wollte, bin ich nach Weerberg gefahren und – mit einem mir bisher unbekannten Schlenker über die Lafasteralm – zum Gilfert aufgestiegen. Und ja, die Alpenrosen blühten noch. Aber das war nur der Anfang einer „Tirol-Trilogie“; daher ging es tags darauf noch von Norden aus dem Nesseltal zum Trainsjoch – und, naja, der Weg war nicht neu für mich, aber ich hatte vergessen, was für ein heftiger Latschenkampf das ist… Und nochmal zwei Tage später gab es die wildeste Nachmittagstour: Bei brüllender Hitze bin ich vom Thiersee aus auf einem wilden Weg (teils wild, teils nicht existent, um ehrlich zu sein) übers Dreibrunnenjoch steil hinauf zum Pendling. Sehr lohnend, aber sicher besser wenn man sich Zeit nehmen kann, den idealen Weg zu finden.

Und dann war schon Juli. Erneut auf einem „wilden“, aber fast immer gut erkennbaren Weg, ging es von Grattenbach über die Schoßrinnalm zur überraschend großen Hochfläche des Zinnenbergs und weiter zum Brandelberg. Tags drauf wurde es wieder etwas ambitionierter: Die erste „große“ Tour des Jahres führte mich von Inneralpbach auf den Großen Galtenberg (und als Abstecher beim Abstieg auch auf den Kleinen). Obwohl nun Hochsommer war, fand ich die erste Stunde auf dem schattigen Westhang echt kalt; danach wurde es zum Glück schön sonnig. Nach diesem langen, aber braven Weg ging es als nächstes wieder unausgeschildert weiter: von Süden aus der Gießenbachklamm über den Kaufmannkaser zum Brünnstein. Ich war zudem auch noch nie den Nicht-Klettersteig zum Gipfel gegangen, so dass ich doch einiges Neue auskundschaften konnte. Als Nächstes sollt es wieder etwas länger werden: Ich wollte es endlich mal zur Pyramidenspitze schaffen. Hat auch geklappt, obwohl sich diesmal ein auf der Karte ganz normal verzeichneter Weg als sehr wilder Steig entpuppte (der Abschnitt Hechleitalm-Kerneckhütte). Leider war dann alles neblig, als ich endlich oben ankam; aber ein paar Tiefblicke in Richtung Walchsee gab es doch noch. Ein weiterer Gipfel von der langjährigen „To-Do-Liste“: der Friederspitz bei Garmisch. Über den nicht wirklich ausgeschilderten, aber gut zu gehenden Weg vom Friedergrieß ging es rauf, über die Friederalm wieder runter. Leider war das Wetter eher mau, so dass ich mir den Abstecher zum benachbarten Frieder gespart habe. Am nächsten Tag eine weiter große Tour des Jahres: von Heiterwang über den Jochplatz zum Thaneller. Zunächst war ich hier morgens ganz allein unterwegs, und nachdem die lange Querung am Bergwachtsteig mich schon gefordert hatte, war ich mir gar nicht sicher, ob ich den schwierigen Steig zum Gipfel in Angriff nehmen sollte. Aber dann tauchten doch noch mehr Wanderer auf und ich ließ mich mitreißen. Eigentlich fand ich den Steig jetzt weniger schwierig als die heikelsten Stellen des Bergwachtsteigs, aber am Gipfel war ich dann doch fix und fertig. Ich bin dann nach Berwang abgestiegen und zum Almkopf raufgegangen, wo ich mir die einzige Seilbahnfahrt des Jahres zurück ins Tal gegönnt habe. Zurück zu meiner To-Do-Liste und damit zum Malgrübler. Das war so ein Tag, an dem das Wetter sehr, sehr langsam immer schlechter wurde, so dass ich nie wirklich das Gefühl hatte, umdrehen zu müssen – dann aber, am Gipfel angekommen, leider doch schnell wieder runter wollte. Natürlich besserte sich das Wetter nach ein paar Hundert Höhenmetern Abstieg sofort wieder… Ebenfalls nur mäßig, aber deutlich stabiler, war das Wetter ein paar Tage später bei meinem einzigen Ausflug des Jahres zum Achensee, genauer: von der Gramaialm über den Lunstsattel und den unbeschilderten Steig über die Südflanke zur Rappenspitze. Den Gipfelanstieg über die Felsen fand ich am Ende allerdings sogar angenehmer als den Abstieg auf dem Normalweg, der sehr rutschig war. Und im strömenden Regen habe ich am nächsten Tag den Wallberg umrundet – auch ein Erlebnis. Das genau meteorologische Gegenteil gab es drei Tage später, als ich in brütender Hitze nach morgendlichem Home Office am späten Vormittag in Schlehdorf in Richtung Heimgarten aufgebrochen bin. Angesichts der Hitze bin ich dann doch noch deutlich vorm Gipfel rechts abgebogen in Richtung Herzogstand. So richtig froh war ich, als ich auf dem Pionierweg wieder in den Schatten kam!

Nächstes Mal: August-Dezember


Mein Bergjahr 2020: Teil 1

14. März 2021

2020 war ein sehr unruhiges Bergjahr, aus offensichtlichen (Corona-) wie auch aus persönlichen Gründen. Ich dokumentiere aber das, was ich machen konnte, denn es war auch einiges sehr Coole dabei.

Im Januar war noch alles gut, aber es war halt Winter. Das hieß vor allem: die üblichen Winterwanderungen. Es ging zur Rotwand, wobei ich mich diesmal nicht nur bis zum Rotwandhaus, sondern – ausnahmsweise bei schönstem Sonnenschein – bis zum Gipfel getraut habe. Ebenfalls bestes Wetter gab es bei einer kurzen, tief verschneiten Tour zum Pendling und, eine Woche später, zum Breitenstein von Birkenstein aus. Etwas drückenderes Wetter mit vielen Wolken und schweren, nassen Schnee gab es hingegen auf dem Weg vom Hennerer zur Gindelalmschneid.

Im Februar bin ich zum ersten Mal im Winter durch die Partnachklamm gegangen und war von den massiven Eisformationen schwer beeindruckt; danach ging es dann zum Eckbauer rauf und mit der neuen Seilbahn – die im Gegensatz zur alten Bahn nichts Besonderes ist – wieder runter. Eine Woche später ging’s zur Baumgartenschneid, wo ich mich angesichts der Schneemengen wieder mal nicht getraut habe, über die Baumgartenalm abzusteigen. Am dritten Februarwochenende war ich auf dem Brentenjoch – über den Schneerosenweg, aber leider ohne Schneerosen. Und schließlich ging es auch am Schalttag in die Berge, und zwar zum Hirschberghaus – meine bis dato letzte Einkehr am Berg. Es war kalt und bedeckt, und ich konnte mich nicht motivieren, zum Gipfel weiterzugehen.

Am 12. März hatte ich einen Urlaubstag und war am Hirschhörndl, wie es sich fürs Frühjahr gehört – auf der Rückfahrt rief mich der Chef an und sagte mir, dass wir ab jetzt im Home Office arbeiten werden. Am darauffolgenden Sonntag war ich noch einmal unterwegs von Bad Feilnbach zur Farrenpoint, frühmorgens, um möglichst wenigen Menschen zu begegnen. Und dann war’s das erstmal mit den Bergen, denn es war der erste Lockdown, auch wenn der damals noch nicht so hieß – und der war ja im Vergleich zu allem, was später kam, recht streng.

Die nächste Bergtour kam erst am 22. April, ebenfalls frühmorgens, ebenfalls auf einen niedrigen Berg am Nordrand der Alpen (nämlich zum Rechelkopf), und mit relativ schlechtem Gewissen. Aber ich musste einfach mal den Kopf frei bekommen. Weil ich den auf der Karte verzeichnen Parkplatz zum Nordanstieg nicht gefunden habe, ging es wie früher schon öfter von Lehen rauf und wieder runter.

Nächstes Mal: Mai-Juli


Mein Bergjahr 2019: Teil 3 (Sommer/Herbst)

16. Februar 2020

Was bisher geschah.

Blick von Rietzer Grieskogel

Blick von Rietzer Grieskogel

Der September begann mit einem Tag, an dem das Wetter im Tagesverlauf massiv schlechter werden sollte – was dazu führte, dass ich so früh morgens an der Blaubergalm war, dass noch nicht mal die Blaubergalm-Betreiber da waren. Gut, dann habe ich statt Knödelsuppe halt noch den Schildenstein mitgenommen. Danach gab es einen 3-Tages-Trip ins Ötztal. Auf den Hinweg ging es ins Kühtai, wo ich zum Rietzer Grieskogel aufgestiegen bin. Fast hätte ich versucht, eine Rundtour über nur mäßig gut dokumentierte Wege daraus zu machen, aber es war leider schon ein bisschen spät am Tag. Tag 2 führte mich zum höchsten Punkt des Jahres 2019: der Hochstubaihütte auf der Wildkarspitze (3174m) – von der Windachalm, wohin ein rumpeliges Bustaxi fährt, sind das aber „nur“ 1200 Höhenmeter. Den Aufstieg über den Seekarsee fand ich wunderschön; der vorgeblich leichtere Abstieg durchs Laubkar ist zwar landschaftlich auch toll, führt aber zunächst mal elend lang über große Blöcke – nicht mein Lieblingsterrain. Da das Wetter sich an Tag 3 deutlich verschlechterte, habe ich mich dann auf eine morgendliche Spritztour von Niederthai zum Narrenkogel beschränkt. Hübsch, aber bei gutem Wetter wäre es definitiv noch zum Poschachkogel weitergegangen… Zurück in heimischeren Gefilden ging es eine Woche später spontan an einem schönen Nachmittag endlich mal über den Ebbser Steig zur Vorderkaiserfeldenhütte – dieser Weg stand schon lange auf meiner Liste. Und weil noch ein bisschen Zeit war, bin ich dann auch noch zur Naunspitze „gesprintet“, obwohl ich inzwischen schon ein Stück Belohnungskuchen intus hatte. Ebenfalls lange überfällig: der aufgelassene Weg über den Ostgrat zur Brecherspitze, den ich nach den Beschreibungen im Internet vorab als „Exploration“ eingestuft hatte, der sich für mich aber als gut machbar erwies. Wie so oft, wenn sich der Sommer dem Ende zu neigt, trieb es mich aber vor „Toresschluss“ auch noch zweimal weiter hinauf ins Gebirge: Vom Speicher Zillergründl ging es den langen, aber wunderschönen Weg zur Zillerplattenscharte. Der dazugehörige Gipfel reizte mich zwar auch, aber die Vernunft hat gesiegt. Ich bin zwar fit, aber nicht so fit. Und ein für mich völlig neues Hochtal habe ich auch noch erkundet, nämlich das Arztal – auch wenn ich den dazugehörigen Gipfel, das Rosenjoch, bereits früher aus zwei anderen Richtungen erreicht hatte. Das obere Arztal ist ein weiteres dieser wunderbaren, völlig abgeschieden wirkenden Alpenrosen- und Bergwiesengebiete, die man in den Tuxer Alpen so oft findet.

Von der Krinnenspitze zum Litnisschrofen

Von der Krinnenspitze zum Litnisschrofen

Der Oktober stelle sich als Monat der Gegensätze heraus. Er begann mit einem weiteren Eintrag in der Kategorie „Ob ich wohl bei allen Zillertaler Sommerbahnen zur Bergstation wandern kann?“: einer Wanderung von Schlitters zum Spieljoch. Leider war ich erstens relativ spät aufgebrochen und zweitens existierten (wie so oft) vor allem in Talnähe nicht alle Wege, die auf der Karte verzeichnet waren, so dass das Unternehmen am Ende ein bisschen ein Wettlauf gegen die Zeit der letzten Talfahrt wurde. Ebenfalls in diesem Monat: der Herbstklassiker von Alpbach zur Gratlspitz, diesmal leider bei trübem, leicht regnerischem Wetter; und nur unwesentlich weniger trüb von Söll über den krass steilen Pölvensteig zum Kleinen Pölven. Ein perfektes Herbstsonnenwochenende gab es aber auch: am Samstag am Scheffauer (ganz klassisch vom Hintersteiner See), und am Sonntag am Weg übers Satteljoch zum Plumsjoch, wobei wir nach kurzer Diskussion in einer ungewöhnlich großen Gruppe großteils auch noch einen Abstecher zum Kompar gemacht haben. Und am Ende des Monats ging es dann ins Tannheimer Tal, wo meine Eltern ein großes Jubiläum mit einem kleinen Bergurlaub feierten. Die Touren wurden dabei naturgemäß ein bisschen überschaubarer, aber deshalb nicht weniger schön: Vom Füssener Jöchl ging es gleich am ersten Tag übers Karrejöchl zur Großen Schlicke, am zweiten Tag vom Neunerköpfle zur Sulzspitze – eine kleine Wanderung, aber was für eine Aussicht! So viele Gipfel auf so kleinem Raum… Nach einem Regentag am Vilsalpsee wurde das Wetter dann noch einmal großartig herbstlich-sonnig und es ging von der Krinnenalpe zur Krinnenspitze – und für mich mit persönlichem Geschwindigkeitsrekord, damit niemand zu lange warten musste, auch noch zum Litnisschrofen. Die Woche endete mit einer wunderschönen, sanften Wanderung über den Pirschling zum Schönkahler.

Sonnenuntergang am Setzberg

Sonnenuntergang am Setzberg

Das Wetter im November zeigte sich insgesamt deutlich weniger freundlich als im Oktober. Die lange avisierte Überschreitung von Heuberg und Plessenberg im Inntal gelang mir beispielsweise endlich, aber halt an einem Tag (Allerheiligen), der nur etwa zwei Stunden Sonnenschein in der Mitte hatte – nach Hangnebel und vor Schleierwolken. Eine Wanderung zum Lochner Horn von Walchsee wurde von starkem Wind geplagt; sonst hätte ich endlich mal die komplette Runde Lochner Horn-Wandberg-Brennkopf gemacht. Bei einer schnellen Tour zum Zwiesel von Bad Tölz musste ich mich mit unberechenbar umherziehenden Hangnebel wolken herumschlagen, was dazu führte, das ich beim Abstieg nach zehn Minuten nochmal umgekehrt bin, weil am Gipfel plötzlich kein Nebel mehr war. Schleierwolken dominierten auch gegen Ende des Monats am Wildbarren, wo ich mir aber eine erstaunlich abwechslungsreiche Rundtour zusammengestellt hatte, so dass mir das wenig ausmachte – auch wenn ich mir immer noch nicht sicher bin, ob der ruppige Abstieg über den Westgrat, trotz durchgehender Markierungen, wirklich offiziell als Weg gedacht war. Bei einer mehr zur Konditionserhaltung gedachten Wanderung hinauf zur Kampenwandbahn lag mehr Schnee als gedacht, der auf den Fahrwegen um die Almen herum vereist war, so dass ich ohne Grödel ganz schön rumeiern musste. Und auch bei einer Sonnenuntergangstour zum Setzberg war das Wetter zwar großartig, der Weg aber problematisch: Er war so matschig, dass man schon im Aufstieg teilweise bergab rutschte. Im Abstieg ging es dann nicht anders, als weglos durch die steilen Wiesen zu gehen.

Unterwegs zum Fockenstein

Unterwegs zum Fockenstein

Im Dezember gab es nur noch zwei Touren, bevor das Jahr vorbei war. Von Achenwald zum Pitzkopf ging es echt lange durch den Wald, dann aber in eine erstaunlich schöne Schneelandschaft. Und am letzten Tag des Jahres war ich noch schnell auf dem Fockenstein – und bin jetzt bestimmt zum zehnten Mal an der Aueralm vorbei gegangen, ohne einzukehren. Irgendwann muss ich das auch noch schaffen…


Mein Bergjahr 2019: Teil 2 (Frühjahr/Sommer)

26. Januar 2020

Was bisher geschah.

Wendelstein vom Seeberg im Frühling

Wendelstein vom Seeberg im Frühling

Der Mai war geprägt von typischen Frühjahrstouren. Aber obwohl ich wegen der vielen umgestürzten Bäume im April sehr skeptisch war – oder vielleicht auch deshalb, da es sich auf meine Tourenauswahl auswirkte -, gab es wochenlang kaum Probleme. Der Schafkopf von Farchant, eine Tour, die praktisch zur Gänze durch den Wald führt, war völlig unproblematisch. Von Sachrang aus war zwar ein Weg in Richtung Spitzstein gesperrt, aber das war ohnehin nicht der, den ich nehmen wollte. Auf dem Weg vom Sylvensteinsee zur Hochalm lagen zwar ein paar Bäume im Weg, aber sie waren leicht zu übersteigen. Und von Garmisch zum Kreuzeck und zu der (anderen) Hochalm ging es auch ohne Schwierigkeiten; der Weiterweg zum Osterfelderkopf war allerdinsg wegen Lawinengefahr gesperrt… am 30. Mai. Zweimal musste ich aber doch umplanen: Der Abstieg vom Seebergkopf am Wackbach entlang nach Bayrischzell war behördlich gesperrt. Und einmal war ich von Bad Wiessee zum Fockenstein gewandert und wollte über den Geierstein weiter nach Lenggries. In der Ostflanke des Geiersteins lagen aber so viele Bäume herum, dass kein Durchkommen war – ich musste umkehren und über den ausladenden Fahrweg durchs Hirschbachtal weiter nach Lenggries.

Sonnenuntergang vom Seekarkreuz

Sonnenuntergang vom Seekarkreuz

Anfang Juni hatte ich mir grob den Kramer über die Stepbergalm vorgenommen, bin dann aber wegen der Restschneelage „nur“ zum Hirschbichel gegangen – eine hervorragende Entscheidung, denn wie sich herausstellte, ist der Hirschbichel ein sehr schöner, ziemlich einsamer, völlig unterschätzter Gipfel. Und so wahnsinnig viele für mich neue Gipfel finde ich in den bayerischen Alpen eh nicht mehr… Am Tag drauf ging es dann auf einen mir bekannten Gipfel, aber auf zumindest teilweise unbekanntem, urigem Weg: über die Kochleralm zum Rabenkopf. Mehr Baumklettereien waren dann noch einmal am Weg zum Feichteck notwendig. Dann ein erstes Sommer-Highlight: An einem Freitagabend wollte ich nach der Arbeit noch schnell irgendwo hin… und bin spontan von Fleck zum Seekarkreuz gegangen. Aber was musste ich mich beeilen, um noch etwas vom Sonnenuntergang am Gipfel zu haben! Eine meiner besten Leistungen des Sommers. Zwei Tage später gab es dann eine kurze Tour zum Vorderskopf, wo mich die völlige Abwesenheit von Wegweisern etwas verunsicherte – aber der Weg war hervorragend zu gehen. Als nächstes ging es, ohne besondere Vorkommnisse, vom Ursprungpass über die Ascherjochalm zum Trainsjoch. Kann man bei Sonnenschein die Kampenwand besteigen, ohne Menschenmassen zu begegnen? Nein, aber man kann den Kontakt sehr gut minimieren, indem man von Aigen hochgeht und hinter der Steinlingalm noch den Schlenker über die Südflanke macht. Gesagt, getan. Danach das nächste supertouristische Ziel, diesmal aber auf dem normalsten Weg: der Wendelstein von Osterhofen über Hochkreut. Schon dabei war das Wetter eher mäßig, aber am nächsten Tag hat mich der Wetterbericht vollends im Stich gelassen: Bei Wolken losgegangen, die sich eigentlich auflösen sollten, stand ich dann im Nebel und Regen am Steinernen Tor über dem Achensee, weswegen ich mir den Weiterweg zur Hochiss gespart habe. Zum Ausgleich ging es unter der Woche bei strahlendem Sonnenschein durchs Notkar zur Notkarspitze – eine wunderschöne Tour, bei der ich an diesem extrem heißen Tag allerdings ein bisschen zu wenig Wasser dabei hatte. Der lange Abstieg war daher keine ganz so große Freude mehr. Zum Monatsende gab es ein „langes Wochenende“: freitags nachmittags aus dem Jenbachtal zur Rampoldplatte – eine Tour über einen zugewachsenen Fahrweg, bei der ich hauptsächlich Sorgen hatte, mir eine Zecke einzufangen. Samstags wollte ich von Benediktbeuern zur Benediktenwand, aber weil der Weg, der auf dem Kompass-Karte eingezeichnet ist (455A), so einfach nicht existiert, habe ich es nach einigem Suchen nur bis zur Tutzinger Hütte geschafft – war am Ende nicht die längste Tour des Sommers, kam mir aber so vor. Am Sonntag wollte ich dann keine Experimente eingehen und bin durchs Schinderkar zum Schinder aufgestiegen – da wusste ich wenigstens, dass der Weg existiert.

Auf dem Weg zum Großen Gamsstein

Auf dem Weg zum Großen Gamsstein

Nach dem doch recht intensiven Juni war der Juli dann erstaunlich ruhig: nur acht Touren – und davon waren drei nur kleinere Exkursionen am Freitag-Nachmmitag, die mir mein Arbeitgeber dieses Jahr nahegelegt hatte, indem er ihn zur arbeitsfreien Zone erklärt hatte. Einen Freitag ging es von Unterammergau zum Teufelstättkopf, und zwar auf dem für mich neuen Weg über die Kühalpe – ein wunderbarer Weg und Gipfel im Abendlicht. Die anderen beiden Freitage waren eher die Klassiker dran: zum Roßstein und zur Tegernseer Hütte; und einmal zum Geierstein, der inzwischen wieder von umgestürzten Bäumen befreit war, aber auf dem kurzen Weg von Lenggries. Und dann waren da noch die Ganztagestouren: Auf der Suche nach neuen Wegen ging es einmal von Altjoch aus in Richtung Herzogstand – eine kleine Odyssee aus sich kreuzenden Fahrwegen ohne Wegweiser -, wobei die Tour aus logistischen Gründen (Busfahrplan und aufziehende Regenwolken) schont am Martinskopf endete. Ein andermal bin ich von Brixen im Thale aus das Brixenbachtal entlanggelaufen, um am Ende zum Gampenkogel aufzusteigen. Und auch zum Gilfert habe ich noch Wegstücke gefunden, auf denen ich noch nicht gelaufen bin: von der Schellenbergalm zum Loas und über die Gamssteine, überwiegend durch diese unfassbaren Alpenrosenfelder, die für die Gegend typisch sind. Am Largoz war ich auch noch, diesmal „von hinten“ über die Wattenspitze – quasi weglos, aber zum Glück unproblematisch. Und einen ganz neuen Berg gab es für mich auf noch: die Kreuzspitze in den Ammergauern – ein Berg, der eigentlich schon lange auf meiner Liste stand, aber zu dem ich trotzdem auch diesmal nur versehentlich kam, weil ich einen Ausweichberg brauchte, als meine eigentlich geplante Tour ausfiel, weil ich die Busfahrplan-App nicht vernünftig gelesen hatte.

Panoramablick am Brandberger Kolm

Panoramablick am Brandberger Kolm

Diese Tour habe ich aber gleich Anfang August nachgeholt: eine Überschreitung der Kohlbergspitze vom Heiterwanger See (dorthin mit besagtem Bus) vom Pitzental nach Bichlbach. Und was soll ich sagen, es war definitiv ein Highlight des Jahres: der Weg durch dieses einsame Hochtal, dann die doch sehr ruppige Gipfelbesteigung, der Blick auf den Plansee und dann später die Lechtaler… großartig. Weiter ging es wieder mit einem „langen“ Wochenende: Der Freitag war der einzige in diesem Sommer, an dem ich Kollegen motivieren konnte, am freien Nachmittag doch mal mit auf den Berg zu kommen – und zwar zum Staffel in der Jachenau. Allerdings hatten wir uns dafür den heißesten Freitagnachmittag überhaupt ausgesucht… Am Samstag hingegen gab es jede Menge Nebel und ein wenig Sprühregen, was der Wetterbericht allerdings nicht vorhergesehen hatte – weswegen ich nach dem Aufstieg von Nußdorf zum Heuberg etwas ernüchtert mitten in den Wolken stand und wieder nicht zum Kitzstein oder zur Wasserwand gekommen bin. Am Sonntag dagegen schien wieder die Sonne aus strahlend blauem Himmel, und für mich ging es zum Guffert, aber im großen Bogen vom Waldfrieden aus – eine total einsame Tour… bis man knapp unterm Gipfel auf den Südanstieg trifft. An Mariä Himmelfahrt ging es von Urschlau (ein Name, der meinen Mitwanderer die halbe Strecke lang hat kichern lassen) zum Gurnwandkopf. Als nächstes war das Grasköpfel im Rißtal an der Reihe – ein Berg, auf dem ich tatsächlich noch nie gewesen war. Wie hatte ich den bisher übersehen können? Er entpuppte sich als netter, typischer Vorkarwendel-Gipfel. Am Tag darauf hatte ich hingegen etwas größeres vor: Zwei Kollegen waren sehr unterschiedlicher Meinung darüber, wie schwierig der Aufstieg über den Söllerpass zur Meilerhütte ist. Also musste ich das begutachten und ein Urteil fällen. Es lautete: Ja, ist schon anspruchsvoll, bergab hätte ich keine Lust darauf. Aber der Abstieg durchs Bergleintal hat mich eigentlich mehr fertig gemacht – er schien mir endlos. Die Woche darauf bin ich samstags erstmal zu spät aufgestanden, wollte dann aber von meinem Plan nicht abrücken und bin so weit gefahren… bis ich aus Zeitgründen doch von meinem Plan abrücken musste. So bin ich nur noch zum unspektakulären Thaurer Roßkopf gekommen, immerhin ein mir bisher unbekannter Berg, aber halt auch in Begleitung von halb Innsbruck. Zum Ausgleich wollte ich am Sonntag wenig fahren, aber weit gehen: von Pessenbach (diesmal wirklich) zur Benediktenwand und rüber nach Lenggries. Leider war das Wetter… unstet. Nach sonnigem Aufstieg regnete es am Gipfel leider sehr ordentlich und machte den speckig-felsigen Abstieg in Richtung Lenggries unangenehm rutschig. Beim Gegenanstieg zum Latschenkopf war es dann wieder sonnig, brütend heiß und schwül. Und später auf dem Weg von der Seilbahntalstation zum Bahnhof Lenggries kam ein Gewitter immer näher… Perfekt ruhiges Begwetter hingegen hatte ich am letzten Augusttag – und das habe ich ausgenutzt für die konditionell anspruchsvollste Tour meines Jahres: von Brandberg zum Brandberger Kolm, 1600 Höhenmeter rauf und wieder runter. Aber die Tour ist so abwechslungsreich – talnahe Bergwiesen, Wald, Hochalmkessel, Alpenrosen/Latschenkiefern, felsiger Grat, Gipfelanstieg -, dass man die Höhenmeter gar nicht so richtig spürt. Und die Aussicht! Es war wunderbar.

Nächstes Mal: September-Dezember


Mein Bergjahr 2019: Teil 1 (Winter/Frühjahr)

5. Januar 2020

2019 war nicht ganz so ein verrücktes Bergjahr wie 2018, aber es kam schon relativ nah dran. Deswegen gibt es auch dieses Jahr wieder ein kurzes „Logbuch“.

Kühzaglalm

Der Januar begann gleich an Neujahr mit einem kurzen Besuch am Pendling — leider weitgehend im Nebel, dafür aber recht stimmungsvoll. An Schnee herrschte ja kein Mangel in diesem Winter; deswegen waren sogar auf dem Weg zum ziemlich niedrigen Heiglkopf Schneeschuhe notwendig, und auch die Wanderung durchs Kühzagl zum Bodenschneidhaus am Ende des Monats wäre ohne Schneeschuhe wohl sehr mühsam geworden.

Blick vom Seekarkreuz

Anfang Februar waren die Schneeschuhe noch einmal sehr nützlich: beim Aufstieg vom Spitzingsee zum Taubensteinhaus. Danach reichten Grödel völlig aus: über die Fahrwege zu den klassischen Winterhütten sowieso — in diesem Fall zur (allerdings nicht geöffneten) Vorderkaiserfeldenhütte und auch zur Buchsteinhütte. Aber auch am Seekarkreuz waren sowohl Grasleitensteig wie auch Sulzersteig inzwischen verdichtet bis eisig. Am Sulzersteig bekam ich meinen ersten Vorgeschmack auf die Waldschäden, die der Winter angerichtet hatte. Eine Woche später dann musste ich auf dem Weg zum Brentenjoch fast umkehren, weil umgestürzte Bäume den Weg vom Elfenhain in Richtung Duxeralm nahezu unpassierbar machten.

An der Kranzbergalm

Der März begann mit einer Wanderung zur Wallbergbahn hinauf — wenig spannend, aber schnell erreichbar und gut geeignet, um die Kondition zu erhalten. Ihr folgte ein Besuch auf der Priener Hütte. Hier bin ich beim Aufstieg teilweise dem abkürzenden Pfad gefolgt — der mich dann mit einer noch ordentlichen Schneelage überrascht hat! Aber so langsam wurde es doch Frühling: Beim Aufstieg von Erl zum Kranzhorn wäre ich in Talnähe fast in die Gülleausbringung auf den Wiesen geraten; erst in Gipfelnähe lag dann doch noch einiges an nassem Schnee. Der Monat endete mit einer Überschreitung der Baumgartenschneid von Tegernsee nach Schliersee — was für eine Tour der Gegensätze, zwischen den tiefen, trügerischen Altschneefeldern im Wald unterm Gipfel und dem schon fast frühsommerlichen Treiben im Schlierseer Kurpark…

Kaiserblick am Brennkopf

Die Hauptzeit der umgestürzten Bäume lag definitiv im April. Der Weg von Walchsee zum Brennkopf — normalerweise eine schöne, einfache, südseitige Frühjahrtour — erforderte das Überklettern zahlreicher großer umgefallener Stämme. An einer Stelle waren so viele Bäume ineinander gestürzt, dass man sie nur umgehen konnte, indem man auf allen Vieren den steilen Hang bis zu ihren Wurzeln hinaufkrabbelte und auf der anderen Seite wieder hinunter. Am nächsten Tag war ich am Rechelkopf, wo oberhalb der Schwaigeralm auch Dutzende von Bäumen die Fahrstraße versperrten — hier zum Glück im flachen Gelände, so dass man die Blockade leicht umgehen konnte. Und eine Woche später fand ich auf dem Weg zum Zwiesel große Teile des Blombergs entwaldet vor; hier waren aber die Aufräumarbeiten schon fortgeschritten, so dass die meisten Stämme säuberlich gestapelt am Wegesrand lagen. Auch der Fahrweg von Birkenstein zum Breitenstein war in der Woche darauf schon freigeräumt; nur am Steig zur Bucheralm lagen noch ein paar Bäume — zum Glück nicht kritisch — im Weg. Auch der südliche Aufstieg zum Wank (Frühjahrklassiker) war frei; hier schienen überraschenderweise fast gar keine Bäume umgestützt zu sein. Das ermutigte mich, als nächstes beim Aufstieg zum Hochgern im unteren Bereich die inoffiziellen Steige durch den Wald zu nehmen — was gut funktionierte, obwohl sich die (zahlreichen) Wanderer weiter oben noch über ein paar sehr unglücklich in den Fahrweg gestürzte Bäume quälen mussten. Zum Monatsende ging es noch zum Hirschhörndl, wo mein Mut belohnt wurde: Aller Wahrscheinlichkeit zum Trotz versperrte mir auf meiner Abstiegsvariante über die Kotalm kein Baum den Weg!

Trotzdem war auch klar: In diesem Jahr würde ich auf „wilde“ Wege, auf denen umgestürzte Bäume erst spät oder gar nicht geräumt werden würden, weitgehend verzichten müssen. Sonst würde man immer Gefahr laufen, umkehren zu müssen.

Nächstes Mal: Mai-August


Mein Bergjahr 2018: Teil 3 (Herbst)

2. März 2019

Was bisher geschah.

Am Aufstieg zum Keilbachjoch

Der September, eigentlich ja noch Sommer, begann mit einer entschieden herbstlichen, neblig-nieseligen Wanderung vom Ursprungpass zum Soinsee, gefolgt von einer trockeneren, aber auch sehr wolkigen und eher unspektakulären „Überschreitung“ des Scheinbergjochs im Graswangtal. Und wo kann man 1600 Höhenmeter den Berg hinauflaufen und dann gemütlich mit dem Bus wieder runterfahren? Richtig, im Zillertal – von Hippach über die Brindlingalm zum Rauhenkopf an der Zilllertaler Höhenstraße. Ebenfalls im Zillertal, ebenfalls vom Bus abhängig: eine Tagestour von der Grüne-Wand-Hütte über die Kasseler Hütte zum Keilbachjoch an die Grenze zu Südtirol. Obwohl sich noch zwei Gipfel direkt in der Nähe des Jochs anbieten, hat die Zeit dafür leider nicht mehr gereicht – der letzte Bus wäre weg gewesen. Am Ende des Monats ging es dann noch einmal aus Langeweile von Lenggries zum Brauneck, diesmal über den Seufzerweg – und schließlich noch aus dem Rißtal über die Plumsjochhütte zu dem Berg, den ich mal Vordere Bettlerkarspitze nenne (ja, ist eigentlich nur ein Vorgipfel, bevor es so richtig zur Sache ginge).

Sonnenuntergang am Schildenstein

Und dann begann mein „langer Berg-Oktober“. Als erstes habe ich erstmal den am wenigsten überlaufenen Anstieg zur Kampenwand gefunden: von Aigen unter der Gedererwand hindurch und an der Steinlingalm östlich am Gipfel vorbei, dann von Süden rauf. „Leer“ war’s da auch nicht, aber im Vergleich zum Weg von Aschau aus…! Als nächstes ging es bei leichtem Regen (grr!) von Geitau über den glitschigen Steig zum Aiplspitz, über den Jägerkamp und den aufgelassenen (warum eigentlich?) Pfad zum Spitzingsattel. Unsere Hoffnung auf Lamas, Schweine und/oder Murmeltiere wurde leider auch enttäuscht; die Jägerbauernalm war schon im Winterschlaf und die Murmeltiere wohl auch. Fast kaputt gemacht hätte ich mich am nächsten, super sonnigen Tag auf dem Weg von Griesen zur Schellschlicht – er schien und schien einfach kein Ende zu nehmen, obwohl ich dieses Jahr schon längere Touren gegangen war. Aber ich hab’s trotzdem durchgezogen… Es folgten drei Touren auf der Achse Sylvenstein/Achensee: eine spätnachmittägliche Tour zur Hochplatte über Achenkirch im schönsten Herbstabendlicht; eine faule Mit-der-Seilbahn-wieder-runter-Wanderung von Maurach bis zum Gschöllkopf; und ein Tag vom Tortal über die Torscharte ins Rohntal, natürlich ein absoluter Herbstklassiker. Eine „Hochplatte“ kommt selten allein – darum ging es auch noch in den Chiemgau nach Schleching, von Mühlau auf die dortige Hochplatte und über den semi-offiziellen Steig über den Teufelstein zurück. Nach alldem bin ich dann in Berge gefahren und habe Kurzurlaub gemacht – im Montafon. Als erstes ging es dort von Latschau zur Tschaggunser Mittagsspitze und im großen Bogen über den Schwarzhornsattel zurück. Dann habe ich mich aber zurückgenommen und bin zweimal meine bewährte Seilbahnstrategie gefahren: von St. Gallenkirch über Tanafreida zur Zamangspitze hinauf und weiter zur Hochjochbahn, und von Gaschurn durchs Garneratal und übers Matschuner Joch zur Madrisella. Vor allem die erste Tour war trotz Seilbahn-„Nähe“ absolut einsam und wunderschön. Zum Abschluss bin ich von der Bielerhöhe zum Hohen Rad gekraxelt – über weite Strecken eine schöne Tour, bis auf die grausamen Blockfelder im Aufstieg und (in geringerem Maße) Abstieg zur/von der Radschulter. Okay, die Aussicht auf die vom Klimawandel schwer gezeichneten Gletscher der Silvretta kann auch etwas deprimieren. Der Monat war danach aber immer noch nicht ganz vorbei: Mit Kolleginnen und Kollegen ging es zu einer Sonnenuntergangstour zum Zwiesel von der Waldherralm aus, bei der es leider nur wenig Sonnenuntergang gab. Ein paar Tage später hatte ich dann alleine einen fantastischen Sonnenuntergang auf dem Schildenstein (ja, ich Fiesling habe Fotos davon rumgeschickt).

Herbst am Geigelstein

Im November wanderte ich gleich an Allerheiligen, immer noch auf der Suche nach mir neuen Strecken, über den gut gangbaren aufgelassenen Steig über den Ostgrat zur Hochsalwand – leider bei solchem Sturm, dass man sich am Gipfel kaum aufhalten konnte. Zwei Tage später hatten wir mehr (spätes) Glück mit dem Wetter, als wir beim Austieg von der Fürschlacht zum Veitsberg nur zehn Minuten unterm Gipfel durch die Wolkendecke brachen und im strahlenden Sonnenschein standen. Einmal noch ging es ins Zillertal: von Großhartberg zum Wiedersberger Horn, eine überraschend schöne Wanderung, bei der mich nur die plötzlich zahlreichen Menschen in Gipfelnähe überraschten – die Alpbacher Seilbahn fuhr tatsächlich noch. Dann gab es noch eine tolle Runde über den Geigelstein von Ettenhausen aus bei schönem, leicht dunstigen Herbswetter; eine Wanderung zum Brunnenkopf im Graswangtal über den nicht beschilderten Pfad am Roßeck entlang; und der erschreckend einsame Aufstieg von Bad Reichenhall über (noch eine) Hochplatte und Dreisesselberg zum Karkopf. Klar ging’s wieder mit der Predigtstuhl-Seilbahn runter – da bin ich faul…

Fast schon Winter an der Huberalm

Der gefühlte Herbst endete dann Anfang Dezember mit einer kleinen Tour von Bad Feilnbach zur Farrenpoint, wo tatsächlich schon ein bisschen Schnee lag. Winterlich dagegen fühlte sich kurz darauf schon die kleine Runde über die Gindelalmschneid von Schliersee aus an, bei der schon eine geschlossene Schneedecke lag. Das Bergjahr endete schließlich kurz vor Silvester mit einem Winter-Klassiker: einem Besuch am Rotwandhaus. Die haben jetzt endlich auch Speckknödelsuppe!

 


Mein Bergjahr 2018: Teil 2 (Frühjahr/Sommer)

3. Februar 2019

Was bisher geschah.

Hundsalmjoch vom Köglhörndl

Im Mai ging es erstmal auf eine unspektakuläre Frühjahrs-Höhenmeter-Trainingstour von Söll durch die Salvenau zur Hohen Salve. Das nächste Wochenende wurde dagegen schon interessanter: Von Mariastein ging es zur Mariasteiner Alm und dann über einen offiziell nicht mehr existierenden Weg im großen Bogen zum Köglhörndl; es gibt da zwei solcher Wege, aber ich habe den einfacheren genommen. Weiter ging es über den Grat zum Hundsalmjoch, was eine schöne Runde daraus machte. Tags darauf bin ich noch schnell von Lenggries über die Loghamalm zum Brauneck aufgestiegen – auf einem Weg, von dem ich dachte, dass er für mich neu wäre. Wenn man dann später am GPS-Track merkt, dass man da doch schon mal war, dann wird man wohl alt – oder ist doch ein bisschen viel in den Bergen unterwegs… Die Trainingsphase ging dann weiter mit einem Aufstieg zur Höllentalangerhütte über den Stangensteig und weiter übers Hupfleitenjoch zum Osterfelderkopf. Damit war die Rauf-wandern-Seilbahn-runter-Phase aber noch nicht abgeschlossen, denn einer meiner Frühjahr-Lieblingsklassiker stand an: von Süden zum Kössener Unterberghorn, diesmal von Griesenau bzw. Altmühl (am direkten Weg von Griesenau stand ein „Durchgang verboten“-Schild…) und die Stubenalm. Zum Ende des Monats hin gab es dann noch eine Gratwanderung: aus dem Rißtal – unter Auslassung der Fleischbank zwecks Energieersparnis – zum Hölzelstaljoch und zum Grasberg, wo kaum ein Mensch unterwegs war, obwohl es hier so tolle Ausblicke übers ganze Vorkarwendel gibt. Ob es an der einen kurzen Kletterstelle liegt? Nach einem kurzen Aufstieg zum Grubigstein von Lermoos über die Gartneralm endete der Monat an Fronleichnam mit einer Besteigung des Fellhorns von Erpfendorf. Auch hier habe ich bis kurz vorm Straubiger Haus keine Menschenseele gesehen, dabei war der steile Waldweg wirklich schön.

Spätnachmittag am Heimgarten

Der Juni begann zwei Tage später mit stimmungsvoll dunklen Wolken, aus denen es aber nie regnete, am Weitalpkopf im Graswangtal. Spannend, aber eigentlich nicht so schwer fand ich den inoffiziellen Weiterweg zum Weitalpsattel; auf dem offiziellen Weg zurück zum Ammerwald im engen Rogental kommt man sich vor wie abgeschnitten von der Welt. Tags darauf ging es in die Chiemgauer Alpen, genauer: vom Heutal zum Sonntagshorn, wo mich die zahllosen Kehren auf dem Wiesen- und Latschenweg zum Gipfel beeindruckt haben – wie ein „Stilfser Joch für Fußgänger“. Am nächsten Wochenende habe ich zunächst den Münchner Klassiker, den Hirschberg, besucht – allerdings in einer leicht variierten Version von Kreuth über die Weitbergalm und am Silberkopf vorbei; runter ging es ganz normal über die Skipiste nach Brunnbichl, und ich hatte echt vergessen, wie lästig das ist. Und dann wollte ich meine Kondition mal so richtig testen: von Zell am Ziller ging ich über den Gerlosberg hinauf zur Außerertensalm und zur Karspitze – 1740 Höhenmeter, zuletzt arg schwerfällig. Zum Glück musste ich dank der Seilbahn nur gut 500 davon wieder heruntergehen. Als nächstes fand ich mich in Aschau bei Kitzbühel wieder, wo es immer hart am Rande des Skigebiets, aber trotzdem landschaftlich sehr schön, hinauf zum Schwarzkogel ging. Auch noch abzuhaken galt es den Hochmiesing – auf dem war ich noch nie, obwohl er aus der Münchner Gegend so leicht zu erreichen ist. Um die Tour etwas interessanter zu machen, bin ich in der Valepp losgegangen, den Todtengraben hinauf und unter der Rotwand durch. Eine spontane Nachmittagstour führte mich in der nächsten Woche von Ohlstadt durchs Tal der Kaltwasserlaine zum Heimgarten – so viel schöner als mit Hunderten über den Grat vom Herzogstand! Am Wochenende ging das Motto „seltene Wege auf vielbesuchte Berge“ am Wank weiter, aber zum Abschluss des Monats gab es noch eine größere Runde: von Fall über Dürrenbergjoch zum Demeljoch und über die Demelalm zurück. Was habe ich auf dem langen Fahrweg zurück die Mountainbiker beneidet…

Daniel

Am Tag drauf war schon Juli. Da ging es zum Hinterstaufen, um genau zu sein erst zum Zwiesel und dann über den doch „gar nicht so ohne“-Gratweg weiter zum Gamsknogel und über die Kohleralm zurück. Im Abstieg hat mich die OpenCycleMap im Wald arg im Stich gelassen und ich wäre fast in Weißbach rausgekommen, aber irgendwann hat sich mein bordeigener Orientierungssinn doch wieder eingeschaltet. Als nächstes ging es von Buch im Inntal zum Gratzenkopf – auch so eine Wanderung, die außer mir niemand macht. Eigentlich hatte ich hab damit geliebäugelt, noch zum Kellerjoch weiterzugehen, aber leider wurde es ein bisschen spät, um dann aus dem Zillertal mit Bus und Bahn noch zurück nach Buch zu kommen. (Der Bus fuhr dann nicht und ich musste das letzte Stück nochmal zu Fuß gehen.) Und dann war ich – zum zweiten Mal in meinem Leben – auf der Upsspitze und dem Daniel. Natürlich habe ich diesmal den aus unerfindlichen Gründen weniger beliebten Weg von Ehrwald durchs Meirtl genommen und was soll ich sagen? Im Aufstieg kein Mensch, im Abstieg über die Tuftlalm Dutzende. Es folgten zwei kleinere Touren im Zillertal: zuerst an einem Tag, an dem es erst in Strömen regenete und zuletzt die Sonne vom blauen Himmelschien, vom Gattererberg bis zur Steinbergaste; und dann sind wie von der Hirschbichlalm an der Zillertaler Höhenstraße zum Wimbachkopf gegangen und weiter zum Öfelerjoch, wo neuerdings ein breiter Fußweg angelegt war, der der Gegend oberhalb der Hirschbichlalm irgendwie die Wildheit nimmt… Der Monat endete mit einem erstmaligen Besuch am Hirzer, wo um die Pofersalm herum ein Teppich aus Kuhfladen den Weg deutlich erschwerte, und einem Klassiker in Ehrwald: über den Hohen Gang zum Seebensee und weiter bis zum Tajatörl.

Am Sonneck

Der August begann mit einem freien Tag mit nur mäßigem Wetter, an dem ich mich von Kreuth aus durch den Riedlerner Graben zum Risserkogel aufgemacht habe. Der aufgelassene Abstieg über die ehemalige Rißalm zur Ableitenalm war problemlos, aber im Tal habe ich natürlich wie fast immer in diesem Sommer den Bus verpasst… Als nächstes stand eine Überschreitung der Unnutze am Achensee an, die ich vor vierzehn Jahren schon mal gemacht hatte. Zum Glück habe ich auch mich selbst gehört und bin im Uhrzeigersinn gegangen, sonst hätte ich die grusligen Latschengassen oberhalb der Zöhreralm im Abstieg… schauder! Am nächsten Wochenende hielt ich mich samstags mit einer kleinen Tour zur Bodenschneid von Enterrottach aus zurück, um am Sonntag genug Kraft für ein Highlight zu haben: das Sonneck im Wilden Kaiser. So eine abwechslungsreiche Tour… Wald, Alm, leichte Felskletterei… die Wucht der Felsen um einen herum, die Fernsicht… tollkühne Paragleiter… die Lamas später an der Kaiseralm… großartig. Nicht schlecht, aber totales Kontrastprogramm war dann die Schlierewand und das Sandegg aus dem Rotlechtal mit Abstieg nach Kelmen: kleine Pfade, wenig Menschen, und ein irgendwie unglaublich grünes Tal. Nochmal Kurswechsel, denn als nächstes ging es zum Watzmannhaus, wo ich tatsächlich noch nie gewesen war. Natürlich lief man da mit Hunderten anderer durch die Gegend, wobei es auf dem Falzsteig zur Kühroint dann sofort deutlich weniger wurden. Warum eigentlich?Es folgte die irgendwie irrste Tour des Sommers: in wechselnden Nebelschwaden von Inneralpbach zum Lämpersberg, Kleinem und Großem Beil, Gressenstein und Sonnjoch. Selten habe ich mich so abgeschieden von der Welt gefühlt, obwohl bis zum Großen Beil sporadisch Menschen (und/oder Schafe) aus dem Nebel auftauchten. Ich muss das nochmal bei gutem Wetter machen. Am Sonnjoch klarte es dann deutlich auf, und an der Steinbergalm wurde ich als „abgekämpft“ eingestuft, wahrscheinlich zu Recht. Gegen Ende des Monats zog es mich dann noch zweimal ins Zillertal – wie eigentlich ziemlich oft dieses Jahr. Die Tour vom Stillupspeicher über die Krötzelbergalm zum Filzenkogel war mehr eine Notfall-Tour, weil sich das Wetter nicht recht entscheiden konnte und ich unsicher war. Trotzdem ist es bis zum Filzenalmplateau, wo man auf die Menschenmassen der Ahornbahn trifft, eine sehr schöne Tour. Ich hätte sie gern noch um die Filzenschneid erweitert, um wieder mehr Bergeinsamkeit zu finden, aber war leider schon recht spät am Tag. Und schließlich bin ich noch meinem (nicht erst gemeinten) Ziel näher gekommen, den Berliner Höhenweg ohne eine einzige Hüttenübernachtung komplett abzugehen, näher gekommen: von Ginzling ging es hinauf zur Gamshütte und dann über den Höhenweg zur Grauen Platte und zur Feldalm, bevor es zurück ins Tal ging.

Nächstes Mal: September bis Dezember


Mein Bergjahr 2018: Teil 1 (Winter/Frühjahr)

20. Januar 2019

Drei Jahre ist es inzwischen her, dass ich dieses Blog ins einer (semi-)ausführlichen Form aufgegeben habe.

Aber 2018 war ein absolutes Rekordjahr für mich; deswegen habe ich irgendwie das Bedürfnis, es hier festzuhalten, bevor in meiner Erinnerung alles miteinander verschmilzt. Falls ihr am Ende den Eindruck habt: „Das ist doch alles nicht normal!“ — ja, das sehe ich auch so…

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Köglalm

Das Jahr begann, wie Jahre das nun mal so tun in unseren Breiten, im Winter. Im Januar bin ich von Kufstein zum Brentenjoch gegangen, das letzte Stück dummerweise über den Steig und nicht den Fahrweg. Da die Spur aus genau einem anderen Menschen bestand und ich bis zu den Knien eingesunken bin, war ich am Weinbergerhaus fix und fertig. Eine Woche später in Lenggries lag weniger Schnee, aber am Sulzersteig zur  Lenggrieser Hütte waren noch die abgegangenen Lawinen der letzten Wochen mitten im Wald sichtbar (schluck), und am Seekarkreuz war es schwierig abzuschätzen, wo der Gipfel aufhörte und die Wächte begann. Dann hat es wieder geschneit und es gab nur noch zwei kleinere Ausflüge: bei Sonnenschein von Achenkirch zur Köglalm; und bei mäßigem Wetter mehr so zum Training von der Talstation zur Bergstation der Wallbergbahn.

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Farrenpoint

Im Februar ging es mit Schneeschuhen von Geitau zum Taubensteinhaus und weiter zum Spitzingsee — würde ich allerdings im Nachhinein nur bedingt empfehlen, weil man doch viel schräg zum Hang gehen muss. Es folgten zwei Winter-Klassiker: von Sagbruck zur Farrenpoint und zum Mitterberg; und von der Waldherralm zum Zwiesel — wo ich den neuen Fahrweg zur Schneiteralm entdeckt habe, der im Winter wirklich äußerst reizvoll ist. Ein bisschen abenteuerlich war die Tour vom Tatzelwurm zum Rehleitenkopf, weil wir oberhalb der Baumgrenze in dichtem Nebel liefen und die Spur kaum zu erkennen war — und wir uns dann einen „inoffiziellen“ Abstieg zur Hohen Asten gesucht haben und es gar nicht so leicht ist, mit Schneeschuhen über umgestürzte Bäume zu kraxeln. Richtig neblig war es leider auch auf dem Weg von Tegernsee zur Baumgartenschneid, so dass aus der Überschreitung in Richtung Schliersee nichts wurde. Man konnte einfach nicht sehen, wo es weitergehen würde.

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Kleiner Gamsstein, dahinter der Gilfert

Großen Spaß dagegen hatte ich im März auf einer seltenen Winterexkursion weit nach Tirol hinein: bei strahlendem Sonnenschein von Hochfügen zum Kleinen Gamsstein — da fühlt man sich fast wie beim Winter im Hochgebirge, trotz des langen Fahrwegs… und der Menschenmengen am Loas. Außerdem ging es im März noch von Bad Wiessee zum Fockenstein — was mich trotz relativ geringer Schneelage und dem flachen Anstieg übers Neuhütteneck viel Kraft gekostet hat. Und im zweiten Anlauf des Winters habe ich es auch bis zum Wallberg-Gipfel geschafft, ohne die Seilbahn zu benutzen. Also, ohne sie für den Aufstieg zu benutzen. Ähem.

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Hochgern

Im April ging es dann zunächst zum Training den schon weitgehend schneefreien Normalweg über die Südhänge zum Wank. Daraufhin etwas übermütig geworden, wollte ich als Nächstes von Hainbach ebenfalls von Süden zur Kampenwand-Seilbahn. Aber das enge Tal hatte den Schnee dort deutlich besser vor der Sonne geschützt, und an der Dalsenalm war notgedrungen Schluss. Überhaupt lag im Chiemgau noch gut Schnee, wie ich auch eine Woche später am Hochgern merken sollte. Dort war aber so viel los, dass es eine perfekte Spur bis obenhin gab. Die massive Wächte am Gipfel habe ich trotzdem nur aus sicherer Entfernung bestaunt. Als nächstes ging es völlig schneefrei von Erl zum Kranzhorn und von Farchant zum Schafkopf, und ich dachte schon, der Winter sei endgültig vorbei. Aber es war ja erst April, und ich manchen Ecken fand ich ihn dann doch noch: am nächsten Wochenende zum Beispiel kam ich zwar schneefrei aus der Jachenau zum Hirschhörndl, aber am Weiterweg von der Kotalm zum Jochberg musste man doch noch ziemlich stapfen. Und einen Tag später erwies sich nach dem sonnigen Aufstieg von Lenggries aus auch der nordostseitige Abstieg vom Geierstein als zuerst glattgefroren (bäh!), dann knietief und sulzig (ganz lustig). Ein paar Schneeflecken gab es auch am nächsten Wochenende noch auf meiner selbsternannten „Großen Walchseerunde“ über Brennkopf und Wandberg zur Priener Hütte und zurück über die Lochneralm. Fast hätte ich noch versucht, den Geigelstein mitzunehmen, aber zum Glück habe ich meinen Größenwahn noch rechtzeitig erkannt. Am nächsten Tag gings noch vom Ursprungpass über den Semmelkopf (Ascherjoch) zum Trainsjoch.

Nächstes Mal: Mai-August