
Ich stelle so langsam fest, dass die Kitzbüheler Alpen ein Genre für sich gepachtet haben, das man andernorts selten findet: Die Überschreitung mehrerer grasiger Gipfel hintereinander. Denn an vielen Stellen sind die Kitzbüheler nicht so hoch, dass man nach dem ersten Gipfel schon völlig k.o. wäre. Und gleichzeitig sind die Scharten zwischen den Gipfeln oft nicht sonderlich tief. So kommt man zu Touren wie Joelspitze-Saupanzen-Schatzberg, Floch-Brechhorn, Schwaigberghorn-Feldalphorn und gerade neulich Wildkarspitze-Breiteggern. Und jetzt kam ich, einigermaßen zufällig, zum Gerstinger Joch, dem Großen Tanzkogel und dem Schwarzkarkogel.
„Zufällig“, weil ich eigentlich ganz woanders hinwollte, und deswegen keine ordentliche Karte dabei hatte. Die App am Handy und die Garmin-Karte im GPS widersprachen sich. Ich wusste nicht mal so recht, wo es losgehen sollte. Und dann stand ich an der Labalm im Unteren Grund, und da stand eine große Karte (mit Satellitenbild). Die habe ich fotografiert, und dem Foto bin ich dann gefolgt – zum Glück, denn das war die einzige Karte, auf der zwei sehr praktische Wege überhaupt eingezeichnet waren.
Als erstes ging es zum Gerstinger Joch – ein sehr schöner Weg, mit sehr schöner Nahsicht und am Gipfel auch mit Fernsicht bis zum Großvenediger. Wie es sich gehört. Der Weiterweg zum Tanzkogel ist weitgehend okay, wenn auch nur Wegspuren existieren. Allerdings war eine unumgehbare, breite Gasse zwischen dichten Latschenfeldern extrem matschig, bäh. Der Große Tanzkogel ist dann etwas enttäuschend, der Blick vom Gerstinger Joch ist fast schöner. Und außerdem ist das wieder so ein Kitzbüheler-Alm-Berg, wo die Kühe im Sommer weiden. So ein richtiges Gipfelgefühl will sich da nicht einstellen…
Nach einem kurzen Abstecher zum Schwarzkarkogel bin ich dann über den beschilderten, markierten, meist erkennbaren, aber nicht auf Karten verzeichneten Weg zur Stallbach-Hochalm abgestiegen. Dort habe ich den Bauern gefragt, ob ich noch auf dem richtigen Weg war. Der hat mich angeguckt, als hätte ich drei Augen im Gesicht – vielleicht, weil er grade mit dem Verladen einer Ziege ins Auto beschäftigt war. Aber vielleicht auch, weil er sich überlegte, ob er mich vor dem heftigen Matsch auf dem Weiterweg warnen sollte. Hat er dann nicht. Hätte ich auch nicht, glaube ich; ich bin ja selbst schuld.
Also… ich empfehle die Tour mit Einschränkung, schätze ich. Am Ende langer Dürreperioden ist sie sicher am besten.
Strecke: Von der Labalm geht es zunächst auf einem alten, überwachsenen Wirtschaftsweg in vielen Kehren bergan. Man trifft schließlich auf einen Fahrweg, dem man kurz nach rechts bis zur Haglanger Alm folgt. Kurz oberhalb der Alm zweigt rechts ein Steig ab, der nun recht steil durch die Wiesen und schon bald immer in Nähe des Ostgrates zum Gipfel des Gerstinger Jochs führt.
Vom Gerstinger Joch steigt man kurz nach Westen ab, wendet sich aber an einer Abzweigung schon bald nach links und zielt nun auf die Senke zwischen Gerstinger Joch und Tanzkogel (bei Nässe sehr matschige Strecke zwischen Latschenbeständen!). Hier folgt man nun Steigspuren und gelegentlichen Markierungen zu einem Hügel zur Rechten und von dort weiter hinauf zum Kleinen Tanzkogel und am Grat entlang nach Süden zum Großen Tanzkogel.
Der Abstieg beginnt mit einer Überschreitung des Großen Tanzkogels nach Norden (ein kurzer Abstecher zum Schwarzkarkogel, dem nächsten Gipfelchen der Kette, ist von hier aus möglich). In der Senke weist ein Wegweiser in ein steiles Wiesental, durch das man sich wiederum auf Steigspuren, leidlich markiert, bis zum Fahrweg vor der Stallbach-Hochalm durchschlägt. Dem folgt man zur Alm, wandert zwischen den Almhütten hinab und trifft auf einen Steig, der nach links führt. Über Weiden und dann durch den Wald geht es weiter bergab, bis man an der Stallbach-Grundalm auf die neue Fahrstraße trifft. Dieser folgt man talauswärts kurz bergauf, dann hinab bis kurz unter die Labalm. Die letzten Meter geht es auf der Almstraße zurück zum Ausgangspunkt.