Bergwinter: Feilalm und Feilkopf – Wo sind alle?

27. Januar 2015

Ich finde ja, die Gegend rund um den Achensee ist ideal fürs Schneeschuhgehen. Mir fallen spontan mindestens fünf Touren im Achental ein – trotzdem wird das Tal nicht sonderlich dahingehend vermarktet. Vielleicht ist das der Grund dafür, warum letzten Sonntag bei schönem – wenn auch nicht wolkenlosen – Sonnenschein zwar der Karwendeltäler-Parkplatz in Pertisau bis zum Platzen gefüllt war – es aber außer uns wohl kein Mensch auf den Feilkopf geschafft hat. Ich kann das nicht mit Sicherheit sagen, weil nach unserem Abstieg von der Feilalm gegen 14 Uhr natürlich noch jemand schnell zum Gipfel gesprintet sein kann. Vor uns war jedenfalls niemand – im frischen Schnee waren keine Spuren zu sehen…

From the Mists...Aufgestiegen sind wir zuerst über den Sommerweg, der enttäuschend wenig vom Schneefall des vergangenen Tages abbekommen hatte, so dass unsere Schneeschuhe erstmal auf dem Rucksack blieben. Trotzdem haben wir uns nicht recht getraut, auch die obere, exponiertere Hälfte über den Sommerweg zu gehen, sondern sind über den Fahrweg hinüber zur Feilalm gewandert. Hinter der Alm waren die Schneeschuhe dann aber doch noch sehr nützlich, denn hier oben lag durchaus eine ordentliche Menge Schnee auf dem Fahrweg.

Am Gipfel waren wir dann, wie gesagt, allein – mit den stimmungsvoll wechselnden Wolken, die immer wieder andere Teile der umliegenden Gipfel verhüllten und wieder freigaben. Wir sind aus dem Fotografieren kaum herausgekommen…

Gerntal View

An der Feilalm gab’s dann später Suppe – und eine Erklärung, warum so wenig los wäre: „Die Bergführer sagen, der Aufstieg wär den Leuten zu anstrengend.“ Okay, mag sein. Aber, ehrlich gesagt, ich streng mich lieber ein bisschen an und stehe dann in der Sonne mit Blick in Karwendel und auf den Achensee und die Kitzbüheler, als den ganzen Tag unten im flachen, aber schattigen und engen Falzthurntal rumzukrabbeln…

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Schafreuter – Weniger Wege, mehr Menschen

4. November 2014

Auf dem Schafreuter war ich schon einmal, aber das war 2006. In meiner Erinnerung war das ein ziemlich cooler Berg, und so fand ich, dass ich mir den ruhig mal wieder vornehmen könnte.

Torjoch | Baumgartenjoch

Ich bin die exakt selbe Strecke gegangen wie damals, obwohl mir das nicht direkt leicht gemacht wurde: Der Steig, der aus dem Tal zur Moosenalm führt, ist inzwischen aufgelassen worden. Im Tal weist aber immerhin noch ein großer roter Pfeil auf einem Stein auf den Einstieg hin, und so habe ich es auch ohne Wegweiser gewagt. Der Steig erwies sich zwischendurch als etwas glitschig, aber insgesamt konnte man ihn noch gut bergauf gehen. Bergab hätte ich anstrengend gefunden; aber dass man ihn am oberen Ende findet, um ihn hinabzugehen, ist im Vergleich zum Aufstieg eh unwahrscheinlich.

Von der Moosenalm ging es dann übers Kälbereck zum Gipfel und nach ein bisschen Gipfelrast – mit jeder Menge Karwendelblick – hinunter zur Tölzer Hütte. Weil ich aus dieser Richtung zur Tölzer Hütte kam, war mir überhaupt nicht klar, dass hier die Hölle los war (sozusagen). Im Gebirge ändert sich nämlich nicht nur das Wetter scheinbar schlagartig, sondern auch die Menschendichte. Die Leute saßen rund um die Hütte herum im Gras, so voll war es. Wie sich herausstellte, war an dem Tag dort Bergmesse gefeiert worden. Es war nämlich auch das vermeintlich letzte Hüttenwochenende der Saison; nur, dass die Saison dann doch noch verlängert wurde.

Nun ja, der Trubel war mir dann doch ein bisschen viel, also bin ich schnell wieder abgezogen: auf halber Höhe zurück zur Moosenalm und dann über den Fahrweg zurück ins Tal.

 


 

 

Strecke: Es geht los am Wanderparkplatz in Rißtal, kurz hinter der Oswaldhütte auf der linken Straßenseite.

Innerhalb weniger Meter gehen zwei Anstiege zum Schafreuter und zu Moosenalm los, getrennt durch einen kleinen Bach: von talauswärts kommend, ist dies zunächst der Steig, kurz darauf (am größeren Parkplatz) der Fahrweg. Der Steig wird nicht mehr unterhalten, man kann seinen Einstieg aber aufgrund eines großen roten Pfeils noch gut finden. Es empfiehlt sich, über ihn nur noch bergwärts zu gehen, da er oft rutschig ist. Er führt lange Zeit und in zahllosen Kehren und Schleifen durch den schattigen Wald bergan, mal steiler, mal weniger steil. Schließlich erreicht man eine Lichtung, auf der man leicht den Weg verlieren kann (rechts halten), und überquert eine kleine Kuppe, hinter der man auf den Fahrweg trifft. Diesem folgt man wenige Meter und zweigt dann rechts auf Wegspuren ab (markiert und beschildert). Der Wald lichtet sich und bald trifft man auf die ersten Latschenkiefern. Hier wendet sich der Weg nach rechts in Richtung Tölzer Hütte, und einige Minuten später zweigt an einem Wegweiser der Weg zum Schafreuter links ab.

Der Aufstieg erfolgt nun zwischen den Latschenkiefern – bzw. zwischen Latschenkiefern und Abgrund -, mündet dann aber schon bald auf eine Hochalmfläche, wo es weiterhin in der Nähe des Abbruchs weiterhin bergan geht, den Gipfel immer im Blick. Zuletzt verengt sich der Grat auf ein paar Meter, und über ein paar Felsbrocken erreicht man schließlich den Schafreuter.
Vom Gipfel steigt man steil nach Südosten ab, zunächst durch zwei kurze Kletterstellen, dann zwischen den Latschen und über zahlreiche flache Felsplatten bis zur Tölzer Hütte.
Direkt an der Hütte entlang führt der Weg zurück zur Moosenalm am Hang entlang, zunächst mit wenig Höhenverlust, dann sogar noch einmal mit einem kurzen Gegenanstieg (5 Minuten) in ein kleines Joch und auf eine weite Hochfläche. Hier ist wieder Orientierungssinn gefragt: Auf Steigspuren, sehr sporadisch markiert, sollte man sich hier tendenziell nach rechts halten; auch dort, wo sich die Hochfläche teilt, hält man sich rechts. Am Waldrand findet sich dann wieder ein richtiger Weg, der zurück in den Bereich der Moosenalm führt. Von hier kann man über den Fahrweg, zurück ins Tal wandern.


Montscheinspitze – Wo die Steinböcke arbeiten

13. August 2014

Auf der Montscheinspitze bei Pertisau war ich schon einmal, im Frühsommer 2006. Das ist so lange her, dass es damals dieses Blog noch nicht mal gab. (Ich werde langsam echt alt; erwähnte ich das schon?) Da fand ich, dass es durchaus mal an der Zeit für eine Wiederholungstour sein könnte.

Diesmal bin ich allerdings „anders herum“ gegangen als damals – erst zum Schleimssattel hoch, dann zum Gipfel, und über den Plumssattel wieder ins Tal. Ich hatte mir davon erhofft, dass ich von den kniffligeren Passagen, an die ich mich noch erinnerte, diesmal mehr im Anstieg und weniger im Abstieg haben würde. Hätte ich mal meine eigene Tourenbeschreibung gelesen, dann hätte ich diese Theorie wohl wieder verworfen. Aber im Nachhinein glaube ich, dass sich die Kletterstellen auf beiden Seiten des Gipfels im Großen und Ganzen die Waage halten.

Ibex, Zero ZoomKurz bevor es bergauf so richtig ans Eingemachte ging, hatte ich aber eine Begegnung mit jemandem, der überhaupt keine Probleme mit dem Gelände hatte: Ein Steinbock sprang in vielleicht drei Meter Entfernung an mir vorbei und blieb dann auf einem kleinen Hügel vor mir in Pose stehen. Wow! So nah bin ich überhaupt noch nie einem Steinbock gekommen! Und ich schaffte es sogar, ihn zu fotografieren. (Auch wenn er mir immer nur seinen Hintern entgegen gestreckt hat. Aber da waren noch andere Wanderer etwas hinter mir; wahrscheinlich hat er die Pose für die optimiert und nicht für mich.)

Eine halbe Stunde später am Gipfel… hing der Steinbock immer noch völlig gelassen in unserer Nähe rum. Es ist erstaunlich, wie schnell man sich daran gewöhnt. Wenn neue Wanderer zum Gipfel raufkamen, waren die ganz begeistert (so wie wir „Alteingesessenen“ eine halbe Stunde vorher), aber wir haben dann abgewiegelt: „Hmm? Ach so, ja, das ist Willi. Der hat jetzt gerade Mittagspause, aber wenn ihr darum bittet, posiert er später bestimmt für euch auf einem Felsen…“

Steinbock hin oder her, das Panorama vom Gipfel ist natürlich auch beeindruckend. Nicht so ganz viele ferne Gipfel, aber dafür ein sehr detaillierter Blick aufs östliche Karwendel.

Gipfelpanorama

Auf dem Weg zum Plumsjoch verdichteten sich dann die Wolken und ich bekam schon etwas Sorge vor Gewittern, aber dann… rissen sie wieder auf?! Und die Sonne schien, erbarmungslos. Besser als Gewitter, aber trotzdem wurde der Abstieg zur Gernalm doch etwas anstrengend in der Hitze – aber auch dadurch, dass man öfter mal vor Radlern davonspringen musste, die sich von der Ansage „Schiebestrecke“ nicht so recht beeindrucken ließen…

Alle Infos zur Tour gibt’s hier.

 


Ochsenkopf – So viele Menschen, so wenige Menschen

9. Juli 2014

Eigentlich wollte ich zum Stanser Joch. Da war ich vor über zehn Jahren das erste und bisher letzte Mal, und ich fand, dass das lange genug her ist für einen Wiederholungsbesuch. Von Pertisau aus ist das ja mit der Seilbahn relativ leicht zu erreichen, und dann hat man so einen schönen Blick übers Inntal hinweg in die Zillertaler (und benachbarten) Alpen.

Hochnissl IDie Karwendelbahn ist Pertisau ist sehr klassisch in der Hinsicht, dass man deutlich weniger Menschen um sich hat, je weiter man sich von der Bergstation entfernt. Die meisten gehen bis zur Bärenbadalm. Einige gehen zum Weißenbachsattel, um weiter zum Bärenkopf zu wandern. Wenige gehen ins Weißenbachkar hinein, um zum Stanser Joch zu gehen. Und niemand biegt vor dem Stanser Joch nach rechts ab zum Ochsenkopf. Also, niemand außer mir. Dabei war das an dem Tag definitiv die bessere Wahl, denn wegen Dunst war der Blick in die Zillertaler und zum Kaiser nicht so richtig schön. Die näher liegenden imposanten Wände des östlichen Karwendels hingegen sieht man vom Ochsenkopf einfach viel besser.

Einige Beobachtungen dazu:

  • Es war unglaublich heiß, sogar morgens im nordseitigen Wald zwischen Bärenbadalm und Weißenbachsattel.
  • Es lag immer noch Schnee – zwar nur an einer Stelle direkt unterhalb des breiten Gipfelrückens auf knapp 2100 m, aber trotzdem. Bei der Hitze kam das überraschend.
  • Ich weiß, ich bin ein Weichei, aber ich hätte keinerlei Interesse daran, ein Fahrrad durchs Weißenbachkar zu tragen.

Und, klar, ich hätte auch noch zum Stanser Joch rüberhechten können (+15 min hin und zurück, denke ich). Habe ich aber nicht gemacht. Vielleicht nächstes Jahr nochmal; irgendeinen Grund braucht man ja…


Bergwinter: Hochplatte (Achensee) – Ein fast nahtloser Übergang

4. Dezember 2013

Blick über den Gröbner Hals ins Karwendel

Gerade vor ein paar Tagen habe ich noch über den gefühlten Übergang vom Spätherbst zum Frühwinter philosophiert, da ist er auch tatsächlich schon passiert: Am Wochenende ging es mit Schneeschuhen zur Hochplatte oberhalb von Achenkirch.

Die meisten Leute – Tourengeher wie Schneeschuhwanderer – gehen vom Café Tirolerland an der Achenpass-Straße aus los, wie ich im Laufe meiner Wanderung feststellen musste. Ich dagegen bin am Christlum-Parkplatz losgegangen, weil ich den Weg von dort aus zumindest aus dem Sommer kannte, und ich mir ziemlich sicher sein konnte, dass er unproblematisch sein würde.

Weitgehend stimmt das auch. Aber ich musste feststellen, dass die Gleichung „je kälter es ist, umso fitter bin ich“ eine Grenze nach unten zu kennen scheint. Jedenfalls ging es längst nicht so schnell voran, wie ich das aus dem Sommer kenne. Es war allerdings trotz Sonnenscheins auch wirklich nicht nur ein bisschen kühl, sondern wirklich kalt.

Und ja, naja, da ist ein recht steiler Hang kurz unterhalb des Gipfels, der zumindest im Aufstieg wirklich anstrengend ist. Im Abstieg war es weniger problematisch, denn er ist wiederum nicht so steil, dass man ihn nicht locker runterrutschen kann. Diesen Hang ersparen sich die Tirolerland-Geher, aber dafür müssen die eine für meine ungeschulten Augen durchaus lawinentaugliche Hangquerung machen.

Das Wetter war insgesamt aber großartig, die Fernsicht prächtig, und das erste richtige Winter-Feeling kam bei mir auf. Wenn ich jetzt nur noch einen Trick finden würde, wie ich bei diesen Winterwanderungen den Gipfelmoment besser genießen kann… Also, wie ich ein trockenes Shirt anziehen kann ohne mich zu entblößen, und wie ich mich in den Schnee setzen kann, ohne einen kalten Hintern zu bekommen…


Feilkopf – Finale über den Wolken

30. November 2013

Falzthurn-Panorama

Jeder Bergsommer geht irgendwann zu Ende. Aber dann kommt zum Glück ja immer noch der Bergherbst. Das einzige Problem dabei: Auch der endet irgendwann. Und dann kommt der Winter. Früher war das für mich eine relativ scharfe Zäsur: vorher Wandern, nachher Skifahren. Man erkennt das vielleicht noch, ähem, im Namen dieses Blogs und der Website. Inzwischen traue ich mich auch im Winter zu Fuß nach draußen, manchmal sogar mit Schneeschuhen.

Aber auch wenn der Übergang daher heutzutage bisweilen fließend ist – ich kann für mich selbst genau sagen, wann der Herbst vorbei ist und der Winter beginnt. Darum war diese Wanderung zum Feilkopf über dem Achensee, obwohl schon ordentlich Schnee lag, das Saisonfinale.

Der Feilkopf an sich ist natürlich kein sonderlich beeindruckender Gipfel. Von allen erwanderbaren Bergen um den Achensee herum ist er vermutlich der unscheinbarste; deswegen war ich auch vorher noch nie oben. Aber für diesen Tag Mitte November mit Schneelage bis ca. 1200m herunter, aber einer Wolkendecke bis auf 1400m herauf, bot er sich nun endlich an: ein weitgehend baumloser Gipfel von 1562m, leicht zu erreichen, relativ isoliert stehend, also mit vielversprechendem Panorama.

Und ich glaube, es war nicht nur der perfekte Gipfel für diesen Tag, sondern auch der perfekte Tag für diesen Gipfel. Das Wolkenmeer erstreckte sich hier, wenn schon nicht ringsum, so doch in vier verschiedene Täler.  Außer mir war kaum jemand hier oben, am Gipfel war ich allein – ein fast schon meditatives Erlebnis.

Rising from the MistsAllerdings: Es ist zwar wunderschön, von oben auf das Wolkenmeer zu blicken. Das ist einfach schön anzusehen, und es hat auch etwas (um mal ehrlich zu sein), hoch droben in der Sonne zu sitzen, wenn der Rest der Bevölkerung unter der Wolkendecke rumhängt.  Aber der beste Moment kommt trotzdem schon eher: Wenn man die Obergrenze der Wolkenschicht erreicht und einen die ersten Sonnenstrahlen treffen, wenn man aus dem Nebel hervortritt und zum ersten Mal wieder auf die Landschaft blicken kann, die sich im Dunst abzeichnet… das ist nicht zu schlagen.


Laliderer-Niederleger – Etwas verkorkst, aber schön anzuschauen

3. November 2013

Herbst in der Eng

Irgendwie „gehört“ es sich, dass man im Herbst einmal in die Eng fährt. Weil: Die schöne Färbung der vielen Ahornbäume, wenn die Blätter bunt werden, etc. Das stimmt ja auch alles irgendwie. Aber erstens sollte man das rechtzeitig machen – warum, verdammt, hat der Tourismusverband Karwendel keine Laubfärbewarnung auf seiner Website? Ähem. Und zweitens kollidiert das ein bisschen mit den Möglichkeiten einer Bergwanderung, denn die hübschen Bäume stehen nun mal im Tal.

Jedenfalls war das Laub größtenteils schon auf dem Boden am 19. Oktober, dafür lag aber auf den Hängen um die Eng rum schon einiges an Schnee. Unvernünftigerweise hatte ich trotzdem die Hoffnung, übers Hohljoch und Falkenhütte noch zum Mahnkopf zu kommen. Die zerschlug sich aber ungefähr am Hohljoch. Zwar wagten sich vereinzelt Wanderer über die ordentlich verschneite Querung durch die Laliderer Schuttreißen, aber das sah sehr mühsam aus.

Andererseits war ich natürlich am Hohljoch noch nicht ausgelastet. Also bin ich stattdessen über den Fahrweg zum Laliderer-Niederleger hinunter gestapft, in der Hoffnung, eine Rundtour übers Gumpenjöchl daraus machen zu können. Aber im Laliderer Tal war alles so verschneit, dass ich auch den Plan aufgeben musste – ich hatte schlicht die Befürchtung, den Weg nicht zu finden. Hier war nämlich auch noch niemand vor mir durch den Schnee gegangen…

Also musste ich auf dem selben Weg zurück, was etwas frustrierend war. Aber auch wenn es nicht so herbstbunt war wie gehofft – visuell ist das Karwendel hier natürlich trotzdem immer beeindruckend. Ganz verloren war der Tag also trotz allem nicht.


Sonnjoch – Der Sommer ist gerettet

18. Juli 2013

Blick zum Lamsenjoch

… und dann war es an der Zeit, mir selbst zu beweisen, dass ich doch nicht so ein Waschlappen bin, sondern durchaus auch in dieser Sommersaison eine größere Tour bewältigen kann. Das Ziel: das Sonnjoch im Karwendel. Erwartete Höhenmeter: gut 1200m. Rauf und auch wieder runter. Wegbeschreibung laut mehreren Internetquellen: nicht so ganz ohne.

Nun ja. Im Nachhinein muss ich sagen: Es stimmt schon, „ohne“ ist der Aufstieg über den Bärenlahnersattel tatsächlich nicht – aber die ja doch sehr abschreckenden Warnungen, die man so findet, sind vielleicht doch ein bisschen überzogen. Es klingt in vielen Quellen so, als müsse man vom Sattel bis zum Gipfel (also 400 Hm lang) praktisch durchwegs klettern. So ist es aber wahrhaftig nicht: Die Stellen, an denen man die Hände zur Hilfe nehmen muss, machen zusammen vielleicht fünf Minuten aus. Am unangenehmsten war für mich eine Stelle ab ca. 2150m, an der der Weg ca. 80 Hm lang über die schlimmste Art von Geröll führt – die Art, wo man bei jedem Schritt vorher nicht sagen kann, ob man vorankommen oder doch eher zurückrutschen wird. Vor allem wegen dieser Stelle war ich auch ganz froh, auf dieser Seite rauf und nicht runter zu gehen.

Allerdings sind weite Teile des Weges tatsächlich stark ausgesetzt, inbesondere ab dem Sattel – das will ich nicht bestreiten. Wer damit Probleme hat, sollte also wirklich lieber über die Westseite auf- und absteigen.

Tja, was soll ich zum Gipfel sagen? Das Panorama ist absolut umwerfend. Wegen des Dunstes reichte der Blick leider nicht so ganz bis zum Hauptkamm, aber schon der Nahblick auf die schroffen Karwendelgipfel in der Umgebung – und den Rofan hinterm Achensee – reicht völlig aus, um ganze Stunden der Gipfelrast zu füllen. Wenn man doch nur ein bisschen mehr Zeit hätte…

Der Abstieg über den Gramai-Hochleger ist nun im Vergleich zum Aufstieg eher eintönig, aber zumindest kommt man recht gut voran. Und es ist definitiv ein Vorteil, dass man am Hochleger nochmal eine Pause einlegen und nötigenfalls den Wasservorrat für den Rest des Wegs auffüllen lassen kann.

So müssen Bergtage sein.

Alle Infos zur Tour gibt’s hier.


Bergwinter: Gröbner Hals

8. Februar 2013

Bächental, Karwendel

Upps, fast vergessen: Schon vor zwei Wochen war ich am Gröbner Hals. Für alle, die den nicht kennen: Das ist ein breites Joch am Ende des Unterautals westlich von Achenkirch.

Ich sollte vorausschicken, dass ich inzwischen zwar Schneeschuhe besitze, um auch im Winter mehr in die Berge gehen zu können. Aber die Tourenplanung fällt mir so viel schwerer als im Sommer: Was ist mit der Lawinengefahr? Welche Wege sind geräumt, wo brauche ich die Schneeschuhe? Also gehe ich im Winter nach Buch (wenn überhaupt), was mir als selbsterklärten Outdoor-Freak irgendwie peinlich ist. Aber hey, besser als gar nicht rauszugehen.

Das Buch schlug also den Gröbner Hals als leichte Schneeschuhtour vor, und es lag nicht so falsch. Der größte Teil der Tour führt über einen Fahrweg durch den Wald. Der Weg war auch schon ordentlich plattgetreten, aber ab ca. der Hälfte waren die Schneeschuhe dann doch nützlich, weil man sonst auch in den komprimierten Schnee noch einsackte. Ab der Gröbner Alm dagegen geht es dann über etwas steilere Almflächen bis zum Joch. Und ich muss sagen, für eine „leichte“ Tour hat mich das ganz schön geschlaucht – so sehr, dass ich auf den kleinen Hügel neben dem Joch dann gar nicht mehr geklettert bin. Aber der Blick vom Joch ins Bächental war definitiv die letzte Anstrengung wert.

Nicht recht verstanden habe ich allerdings die vielen Skitourengeher, die auch da waren: Die hatten vielleicht für fünf Minuten eine schöne Abfahrt über die Almhänge, aber danach nur einen endlosen Ziehweg zurück nach Achenkirch. Gibt es da nicht lohnendere Ziele?


Fleischbank – Die lustigsten Namen zum Schluss

29. November 2012

Johannestal-Panorama

Ja, ich war auf der Fleischbank. Das klingt entweder unspezifisch versaut oder aber nach einem Ort, den Vegetarier hassen dürften. Tatsächlich aber ist er nur der etwas kurioser Name eines Berges. Im Nachhinein habe ich gelernt, dass es sogar zwei Berge dieses Namens gibt und der andere der berühmtere ist. Also will ich präzise sein: Ich war auf der Fleischbank im Karwendel.

Und es war toll – genau der richtige Berg für die Jahreszeit. Der Aufstieg ist fast ausschließlich südseitig ausgerichtet und führt nur bis knapp über die 2000-Meter-Marke, so dass ich nicht mit allzu viel Schnee kämpfen musste. Wobei: Ein bisschen aufpassen musste man schon, dort wo der Grat nach Norden ausgesetzt ist und sich im Schatten der Latschenkiefern doch eine vielleicht einen Zentimeter hohe trockene Schneeschicht auf den Wurzeln und Steinen hatte halten können.

Hier am Grat ist vermutlich auch die Einstufung des Wegs als „schwarz“ (schwierig) passiert, obwohl schwindelfreie Geher auch hier eigentlich kein Problem haben dürften. Der Rest des Wegs besteht nämlich aus unzähligen sanften, relativ flachen Serpentinen, die zu großer Höhenmeter-Leistung anspornen.

Und dann kommt man zum Gipfel – dessen Kreuz aus diesmal wirklich nicht nachvollziehbaren Gründen etwas unterhalb des höchsten Punktes steht. Und auch hier machte sich der November-Vorteil wieder bemerkbar: Bist du südseitig hochgestiegen, hast du meistens einen guten Blick auf Nordwände – die bereits hübsch angezuckert sind. Im konkreten Fall waren das die Nordwände der Karwendelberge (wie man im Foto sieht).

Der Nachteil im November ist dagegen, dass die Tage vergleichsweise kurz sind. Darum habe ich auf die große Schleife über den Grasbergsattel schweren Herzens verzichtet und nur den kleinen Umweg über die Schönalm genommen (die inzwischen bis auf die Grundmauern verfallen ist). Kann man machen, bringt aber jetzt nicht so wahnsinnig viel, muss ich in der Rückschau sagen.

Und fast hätte ich dann beim Abstieg sogar noch so eine Art Sonnenuntergang am Berg gehabt. Aber das De-facto-Verschwinden der Sonne hinter den Karwendelspitzen gegen 15 Uhr war dann doch etwas zu früh am Tag, um wirklich prächtig zu sein.

Alle Infos zur Tour gibt’s hier.