Ich weiß nicht, ob das eine Erscheinung meines voranschreitenden Alters ist, aber ich kann dieses Jahr meine Tagesform nur noch schwer vorab einschätzen. An manchen Tagen mache ich schon bei 600-700 Höhenmetern schlapp, an anderen… nicht. Das ist natürlich doof für die Tourenplanung, wenn man nicht so weit raufkommt, wie man gehofft hatte. Es kann aber auch suboptimal sein, wenn man einen richtig guten Tag erwischt hat, auf den man nicht vorbereitet war.
Ich wusste natürlich, dass allein schon die Besteigung der Naunspitze von Kufstein aus über mehr als 1100 Höhenmeter führt. Aber trotzdem, der Gipfel war jetzt mal dran. Auch hatte ich in Erinnerung, dass ich den Weg bis zur Vorderkaiserfeldenhütte trotz des Höhenunterschieds beim letzten Mal bestens bewältigt hatte.

Und das war auch diesmal wieder so. Bei relativen kühlen Verhältnissen – ich war früh aufgestanden, um den Menschenmassen aus dem Weg zu gehen, aber die waren noch früher aufgestanden – habe ich bis zur Naunspitze 23 Leute überholt und ziemlich genau einen Schnitt von 500 Höhenmetern pro Stunde gehalten. Ich war sehr zufrieden mit mir. Also war das Petersköpfl auch noch dran; aber das sind auch wirklich nur 20 Minuten von der Naunspitze.
Und dann war da einer am Petersköpfl, mit dem ich mich etwas unterhalten habe. Der wollte noch weiter zur Pyramidenspitze und hielt mich wohl für ein ziemliches Weichei. Ich hatte allerdings das Gefühl, dass das weitere Gelände (eine Latschen-bewachsene Hochfläche) nach vielen kleinen Gegenanstiegen aussah, die sich läppern würden. Er zog dann ab, aber die Saat war in meinem Kopf gesät, und nach ein paar Minuten hin und her bin ich auch wieder aufgebrochen. Und natürlich war das Gelände genauso, wie ich befürchtet hatte. Ich kam aber trotzdem gut voran, bis zum Einserkopf und am Gipfel des Zwölferkopfs vorbei… Aber dann musste ich – an der Abzweigung mit dem Hinweis „Pyramidenspitze 20 Minuten“ – einsehen, dass ich einfach nicht genug Wasser für so eine lange Tour mitgenommen hatte. Also habe ich mich der Vernunft gebeugt und bin zum Hinterkaiser abgezweigt.
So war es ein merkwürdiger Bergtag. 1580 Höhenmeter sind vermutlich persönliche Bestleistung für mich, aber ohne ausgiebige Gipfelrast fühlt sich der Tag in der Erinnerung nicht so richtig wie ein „Erfolg“ an. Er passt schlecht ins Schema, schätze ich.
(Übrigens: Wer „der Abwechslung halber“ aus dem Kaisertal über die Tischhofer-Höhle ins Tal absteigen möchte – das sind nochmal 60 Höhenmeter zusätzlich. Das ist vielleicht nicht, ähm, jedem klar. Ich sag’s nur.)
Strecke: Vom Parkplatz an der Gemeindegrenze Kufstein/Ebbs geht es zunächst über viele Stufen hinauf, dann über die mal mehr, mal weniger ausgebaute Almstraße ins Kaisertal hinein. Hinter dem Veitenhof zweigt der Fahrweg links ab und zieht sich durch den Wald zur Ritzaualm. Hinter der Alm geht es weiter hinauf zur Vorderkaiserfeldenhütte (eine wenig ergiebige Abkürzung vom Fahrweg existiert im oberen Bereich).
Hinter der Hütte geht es zunächst durch den Wald auf einem Pfad weiter hinauf bis zur Abzweigung zur Naunspitze (wenige Minuten durch Felsen und über Schotter, ausgesetzt, aber nicht schwierig). Danach führt der Weg durch Latschenfelder hinauf zum Petersköpfl.
Der Anstieg erfolgt über den Anstiegsweg, oder vom Petersköpfl hinab zur Hinterkaiseralm, oder über die Hochfläche hinter dem Gipfel (wenige Meter zurück auf dem Anstiegsweg, dann rechts in Richtung Pyramidenspitze) zum Einserkogel und am Zwölferkogel vorbei und erst dann teilweise steil hinab zur Hinterkaiseralm. Von hier führt ein bequemer Pfad fast eben zurück zur Vorderkaiserfeldenhütte.