Der September begann mit einem Tag, an dem das Wetter im Tagesverlauf massiv schlechter werden sollte – was dazu führte, dass ich so früh morgens an der Blaubergalm war, dass noch nicht mal die Blaubergalm-Betreiber da waren. Gut, dann habe ich statt Knödelsuppe halt noch den Schildenstein mitgenommen. Danach gab es einen 3-Tages-Trip ins Ötztal. Auf den Hinweg ging es ins Kühtai, wo ich zum Rietzer Grieskogel aufgestiegen bin. Fast hätte ich versucht, eine Rundtour über nur mäßig gut dokumentierte Wege daraus zu machen, aber es war leider schon ein bisschen spät am Tag. Tag 2 führte mich zum höchsten Punkt des Jahres 2019: der Hochstubaihütte auf der Wildkarspitze (3174m) – von der Windachalm, wohin ein rumpeliges Bustaxi fährt, sind das aber „nur“ 1200 Höhenmeter. Den Aufstieg über den Seekarsee fand ich wunderschön; der vorgeblich leichtere Abstieg durchs Laubkar ist zwar landschaftlich auch toll, führt aber zunächst mal elend lang über große Blöcke – nicht mein Lieblingsterrain. Da das Wetter sich an Tag 3 deutlich verschlechterte, habe ich mich dann auf eine morgendliche Spritztour von Niederthai zum Narrenkogel beschränkt. Hübsch, aber bei gutem Wetter wäre es definitiv noch zum Poschachkogel weitergegangen… Zurück in heimischeren Gefilden ging es eine Woche später spontan an einem schönen Nachmittag endlich mal über den Ebbser Steig zur Vorderkaiserfeldenhütte – dieser Weg stand schon lange auf meiner Liste. Und weil noch ein bisschen Zeit war, bin ich dann auch noch zur Naunspitze „gesprintet“, obwohl ich inzwischen schon ein Stück Belohnungskuchen intus hatte. Ebenfalls lange überfällig: der aufgelassene Weg über den Ostgrat zur Brecherspitze, den ich nach den Beschreibungen im Internet vorab als „Exploration“ eingestuft hatte, der sich für mich aber als gut machbar erwies. Wie so oft, wenn sich der Sommer dem Ende zu neigt, trieb es mich aber vor „Toresschluss“ auch noch zweimal weiter hinauf ins Gebirge: Vom Speicher Zillergründl ging es den langen, aber wunderschönen Weg zur Zillerplattenscharte. Der dazugehörige Gipfel reizte mich zwar auch, aber die Vernunft hat gesiegt. Ich bin zwar fit, aber nicht so fit. Und ein für mich völlig neues Hochtal habe ich auch noch erkundet, nämlich das Arztal – auch wenn ich den dazugehörigen Gipfel, das Rosenjoch, bereits früher aus zwei anderen Richtungen erreicht hatte. Das obere Arztal ist ein weiteres dieser wunderbaren, völlig abgeschieden wirkenden Alpenrosen- und Bergwiesengebiete, die man in den Tuxer Alpen so oft findet.
Der Oktober stelle sich als Monat der Gegensätze heraus. Er begann mit einem weiteren Eintrag in der Kategorie „Ob ich wohl bei allen Zillertaler Sommerbahnen zur Bergstation wandern kann?“: einer Wanderung von Schlitters zum Spieljoch. Leider war ich erstens relativ spät aufgebrochen und zweitens existierten (wie so oft) vor allem in Talnähe nicht alle Wege, die auf der Karte verzeichnet waren, so dass das Unternehmen am Ende ein bisschen ein Wettlauf gegen die Zeit der letzten Talfahrt wurde. Ebenfalls in diesem Monat: der Herbstklassiker von Alpbach zur Gratlspitz, diesmal leider bei trübem, leicht regnerischem Wetter; und nur unwesentlich weniger trüb von Söll über den krass steilen Pölvensteig zum Kleinen Pölven. Ein perfektes Herbstsonnenwochenende gab es aber auch: am Samstag am Scheffauer (ganz klassisch vom Hintersteiner See), und am Sonntag am Weg übers Satteljoch zum Plumsjoch, wobei wir nach kurzer Diskussion in einer ungewöhnlich großen Gruppe großteils auch noch einen Abstecher zum Kompar gemacht haben. Und am Ende des Monats ging es dann ins Tannheimer Tal, wo meine Eltern ein großes Jubiläum mit einem kleinen Bergurlaub feierten. Die Touren wurden dabei naturgemäß ein bisschen überschaubarer, aber deshalb nicht weniger schön: Vom Füssener Jöchl ging es gleich am ersten Tag übers Karrejöchl zur Großen Schlicke, am zweiten Tag vom Neunerköpfle zur Sulzspitze – eine kleine Wanderung, aber was für eine Aussicht! So viele Gipfel auf so kleinem Raum… Nach einem Regentag am Vilsalpsee wurde das Wetter dann noch einmal großartig herbstlich-sonnig und es ging von der Krinnenalpe zur Krinnenspitze – und für mich mit persönlichem Geschwindigkeitsrekord, damit niemand zu lange warten musste, auch noch zum Litnisschrofen. Die Woche endete mit einer wunderschönen, sanften Wanderung über den Pirschling zum Schönkahler.
Das Wetter im November zeigte sich insgesamt deutlich weniger freundlich als im Oktober. Die lange avisierte Überschreitung von Heuberg und Plessenberg im Inntal gelang mir beispielsweise endlich, aber halt an einem Tag (Allerheiligen), der nur etwa zwei Stunden Sonnenschein in der Mitte hatte – nach Hangnebel und vor Schleierwolken. Eine Wanderung zum Lochner Horn von Walchsee wurde von starkem Wind geplagt; sonst hätte ich endlich mal die komplette Runde Lochner Horn-Wandberg-Brennkopf gemacht. Bei einer schnellen Tour zum Zwiesel von Bad Tölz musste ich mich mit unberechenbar umherziehenden Hangnebel wolken herumschlagen, was dazu führte, das ich beim Abstieg nach zehn Minuten nochmal umgekehrt bin, weil am Gipfel plötzlich kein Nebel mehr war. Schleierwolken dominierten auch gegen Ende des Monats am Wildbarren, wo ich mir aber eine erstaunlich abwechslungsreiche Rundtour zusammengestellt hatte, so dass mir das wenig ausmachte – auch wenn ich mir immer noch nicht sicher bin, ob der ruppige Abstieg über den Westgrat, trotz durchgehender Markierungen, wirklich offiziell als Weg gedacht war. Bei einer mehr zur Konditionserhaltung gedachten Wanderung hinauf zur Kampenwandbahn lag mehr Schnee als gedacht, der auf den Fahrwegen um die Almen herum vereist war, so dass ich ohne Grödel ganz schön rumeiern musste. Und auch bei einer Sonnenuntergangstour zum Setzberg war das Wetter zwar großartig, der Weg aber problematisch: Er war so matschig, dass man schon im Aufstieg teilweise bergab rutschte. Im Abstieg ging es dann nicht anders, als weglos durch die steilen Wiesen zu gehen.
Im Dezember gab es nur noch zwei Touren, bevor das Jahr vorbei war. Von Achenwald zum Pitzkopf ging es echt lange durch den Wald, dann aber in eine erstaunlich schöne Schneelandschaft. Und am letzten Tag des Jahres war ich noch schnell auf dem Fockenstein – und bin jetzt bestimmt zum zehnten Mal an der Aueralm vorbei gegangen, ohne einzukehren. Irgendwann muss ich das auch noch schaffen…